©Stiftung Stadtmuseum Wies­ba­den

03.12.2025 | Bau­kultur, Bauwesen, Presse

DesignDialog diskutiert die Zukunft der produktiven Stadt in Wies­ba­den

STADT DER ZUKUNFT – DIE PRODUKTIVE STADT?

Wies­ba­den, 3. Dezember 2025 – Wie werden urbane Zukunftsstrategien entwickelt? Was bedeutet das Konzept der „produktiven Stadt“? Welche Strukturen und Akteure werden hierfür benötigt? Welche Anregungen kommen aus anderen Städten? Wie könnte sich vor diesem Hintergrund die Wies­ba­dener Innenstadt weiter­entwickeln?

Diese Fragen standen im Zentrum des diesjährigen sam DesignDialogs am 2. Dezember 2025 im Haus der Architekten in Wies­ba­den. Eingeladen hatten das sam – Stadtmuseum am Markt, die Architekten- und Stadt­planer­kammer Hessen (AKH) sowie die Hochschule RheinMain.

 

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In dem voll besetzten Saal im Haus der Architekten waren Expertinnen und Experten aus Stadt­planung, Archi­tektur, Forschung, Kultur und der Stadtgesellschaft zusammengekommen, um über das Leitbild der „produktiven Stadt“ zu diskutieren. Die Moderation übernahm Andrea Jürges, stellvertretende Direktorin des Deutschen Archi­tekturmuseums Frank­furt. Begrüßt wurden die Gäste von Prof. i. V. Torsten Becker (Vorstands­mitglied der AKH) und Sabine Philipp, Direktorin des sam.

Produktive Stadt: Eine Antwort auf zentrale Zukunftsfragen?

Das Konzept der produktiven Stadt erlebt derzeit eine Renaissance in Wissenschaft, Politik und Praxis. Gemeint ist eine Stadt, in der Arbeiten und Wohnen nicht länger streng getrennt sind, sondern neue Nutzungsformen wie z. B. kleinteiliges Handwerk oder urbane Landwirtschaft wieder ihren Platz in zentralen Lagen finden. Die Vorteile: kürzere Wege, resilientere Quar­tie­re, mehr soziale Mischung – und Impulse für eine nach­haltige Stadtentwicklung.

Francesca Ferguson, Stadtforscherin und Leiterin der Berliner Initiative Make_Shift gGmbH, machte deutlich, warum dieses Konzept aktueller denn je ist: „Die produktive Stadt ist eine notwendige Antwort auf drei gleichzeitig auftretende Krisen: den Mangel an Fachkräften im Handwerk, das Verschwinden von Kleinbetrieben aus den Innenstädten und die fehlende nach­haltige urbane Nahrungsmittelproduktion.“ Sie plädierte dafür, die urbane Mischung neu zu denken, Erdgeschosse und Innenhöfe bewusst für Kleingewerbe zu öffnen und Leerstände kreativ zu nutzen: „Mit gezielt verhandelten Nutzungen und Pop-up-Leases können wir Handwerk und Kleingewerbe zurück ins Zentrum bringen, das Potenzial von Leerständen aktivieren und damit mit Transparenz gegen den Fachkräftemangel wirken.“

Auch aus Sicht der kommunalen Planung sei das Thema hochrelevant, betonte Constanze Paffrath, Abteilungsleiterin Städtebau im Stadt­planungsamt Wies­ba­den: „Die Stadt der Zukunft folgt dem Leitbild der europäischen Stadt und ist damit die nach­haltigste und schönste Form des Zusammenlebens.“ Die größte Heraus­forderung bestehe darin, „Strategien zu entwickeln und umzusetzen, die ein ge­rech­tes und nach­haltiges Zusammenleben in der Stadt für alle Bevölkerungsgruppen er­mög­lichen.“

Professor Philipp Krass von berchtoldkrass space&options (Karlsruhe) und Lehrender an der Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil führte aus, dass die Stadt von morgen anders sein werde. Sowohl die Innenstädte als auch Randbereiche würden sich grundlegend anpassen müssen: „Neue Mischungen werden nötig und möglich. Die Innenstädte werden weniger konsumorientiert, die Randbereiche lebendiger und vielfältiger.“ Er prognostizierte, dass der Handel in seiner Be­deutung abnehmen wird, während die Innenstädte gleichwohl Orte des Austauschs und des Treffens bleiben würden. „Bildung und Kultur, aber auch verträgliche Produktion könnten die Lücken füllen. In den Wohnquartieren wird – zumindest zeitweise – auch gearbeitet werden, was neue Anforderungen an das Wohn­umfeld stellt“, so Krass. Hier wie dort seien Anpassung an den Klimawandel nötig, was die Stadt gleichzeitig grüner machen werde.

Wies­ba­den im Dialog: Impulse für Stadt und Region

Torsten Becker, Vorstands­mitglied bei der AKH betonte: „Die produktive Stadt von morgen setzt eine neue Idee des Innenstadtversprechens voraus. Lebensmodelle, Arbeitswelten und Freizeitansprüche verändern sich fortlaufend. Dieser Wandel will vorausschauend gestaltet werden. Gute Planung fördert eine qualitätvolle Gestaltung der gebauten Umwelt, hilft po­li­ti­sche Ziele zu vermitteln und schafft Akzeptanz. Innenstadt ist eine Gemein­schaftsaufgabe, denn gute Planung kann nur im Netzwerk interdisziplinärer Akteurinnen und Akteure gelingen.“

Der sam DesignDialog, der in diesem Jahr mit der Aus­zeich­nung als gelabeltes Projekt der World Design Capital 2026 Frank­furt RheinMain in die dritte Runde ging, bot eine großartige Grundlage für diese Gemein­schaftsaufgabe: Er brachte die Akteurinnen und Akteure aus Wies­ba­den verschiedenster Fachbereiche und Institutionen sowie Bürgerinnen und Bürger in einen regen Austausch und zeigte sich als großartige Vernetzungsplattform, auf der zukunftsweisende Fragen der Stadtentwicklung für Wies­ba­den zur Diskussion gestellt wurden. „Als ein aktuelles Stadtmuseum wollen wir nicht nur auf die Vergangenheit blicken, sondern ebenso Impulse für das Morgen setzen. Wir wollen einen „Vierten Raum“ schaf­fen, der den Austausch über aktuelle gesellschaftliche Fragen fördert und  an dem neue Ideen für die Zukunft entwickelt werden können. Ebenso wie die Kenntnis der historischen Wurzeln und der Identität sind gemeinsame Projekte und Visionen wichtig für eine lebendige Stadtgesellschaft – die Grundlage für ein ge­rech­tes, soziales Miteinander und Demokratie. Ein Museum in entsprechender Lage ist eine großartige Chance, wenn es um ein neues Narrativ für die Innenstadt jenseits von Konsum geht “, so die Initiatorin des DesignDialogs Sabine Philipp. Die Direktorin macht Lust auf mehr: „Der DesignDialog des sam wird auch in 2026, im Rahmen der WDC 2026 stattfinden, dann im ehemaligen Sportscheck-Gebäudes in der Langgasse 5-9. Dort wird sich das Erdgeschoss von Mai bis Ende Oktober in einen “Vierten Ort“ verwandeln, an welchem sich die verschiedensten Projekte des WDC 2026 aus Wies­ba­den und Umgebung unter dem Motto „Looking forward – Das Morgen gemeinsam gestalten“ präsentieren und alle Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen einladen. Man darf gespannt sein!“

Das Interesse der zahlreichen Besucherinnen und Besucher am Design Dialog 2025 zeigt: Die produktive Stadt ist mehr als ein planerisches Konzept – sie ist ein sozialer und kultureller Auftrag. Und sie betrifft auch Wies­ba­den: von der Frage, wie mit Leerständen umgegangen wird, über die Rolle des Handwerks bis hin zu klimafreundlichen Stadtquartieren und der Einbeziehung von nach­haltigen Kulturangeboten.

Veranstalter:
sam – Stadtmuseum am Markt Wies­ba­den in Kooperation mit der
Architekten- und Stadt­planer­kammer Hessen (AKH) und der Hochschule RheinMain.

 

Pressekontakt                 

Christiane Jarosch-Viriyachitt

sam - Stiftung Stadtmuseum Wies­ba­den

Bierstadter Straße 1

65189 Wies­ba­den

T 0611 44 75 00 64

c.viriyachitt@remove.this.stadtmuseum-wiesbaden.de

©Stiftung Stadtmuseum Wies­ba­den | Jason Sellers
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