HOLZBAUOFFENSIVE HESSEN GEMEINSAM STARTEN
Der offizielle Auftakt der Holzbauoffensive Hessen fand am 26. April 2024 im Forstlichen Bildungszentrum in Weilburg, einem zeitgenössischen Gebäude in Holzbauweise, statt.
Auf Einladung des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) und der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) diskutierten Vertreter*innen aus Politik, Land und Kommunen, Wohnungsbau, Forstwirtschaft, Waldbesitz, Holzwirtschaft, Handwerk, Zimmerei, Architektur, Ingenieurwesen, Forschung und Lehre, wie die Verwendung von Holz im Bauwesen in Hessen gesteigert werden kann.
Bis 2045 will Hessen klimaneutral sein. Dabei spielt der Bausektor eine entscheidende Rolle, da Gebäude weltweit 40 Prozent der CO2-Emissionen verursachen. Holz als nachwachsender Roh-, Werk- und Baustoff ermöglicht es der Branche, dem Wohnungsmangel regional und klimafreundlich zu begegnen. Deshalb hat die Landesregierung im Rahmen des Klimaplans Hessen 2023 – 2026 eine Holzbauoffensive ins Leben gerufen.
Weitere Informationen zum Klimaplan Hessen finden Sie hier
Von der Vision zum Handeln
Die Holzbauoffensive verfolgt das Ziel die Holzbauquoten in Hessen im Nicht-Wohnungs und im Wohnungsbau zu steigern. Um ein Gelingen der Offensive zu ermöglichen, war es wichtig, alle Akteur*innen der Wertschöpfungskette beim Auftakt zusammenzubringen und gemeinsam über die Herausforderungen und Chancen zu diskutieren.
In ihren Grußworten zur Auftaktveranstaltung betonten Staatssekretär Daniel Köfer, Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat, und Brigitte Holz, Präsidentin der AKH, den Stellenwert der Holzbauoffensive im Klimaplan Hessen sowie die Chancen der Bauweise für die Baukultur.
„Um die Klimaschutzziele erreichen zu können, ist es wichtig, den Bausektor nachhaltiger zu gestalten. Ein sorgsamer Umgang mit Ressourcen und die Verwendung nachwachsender Rohstoffe ist dafür die Grundlage. Das Bauen mit Holz bietet hier viele Vorteile. Mit einem Waldanteil von 42 Prozent an der Landesfläche sind wir in Hessen Spitzenreiter in Deutschland und sehr gut aufgestellt, Holz aus heimischen Wäldern nachhaltig für den Bausektor zur Verfügung zu stellen."
Daniel Köfer, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat
„Die Holzbauoffensive Hessen bietet die Chance, mehrere Politikziele ressortübergreifend zu adressieren: Das Bauen mit Holz leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung. (...) Neue Fertigungstechniken und optimierte Prozessabläufe rücken den Holzbau in völlig neues Licht. Individualität in Serie könnte ein Leitmotiv sein, um den dringend benötigten Wohnungsbau in der Metropolregion zu schaffen und Baukosten zu senken“
Brigitte Holz, Präsidentin der AKH
Impulse
Im ersten Impulsvortrag wurde deutlich, dass der Hessische Forst für die Ziele der Holzbauoffensive gewappnet ist. Der Wald der Zukunft muss ein klimaresilienter Mischwald sein, der die Rohstoffversorgung mit Nadel- und Laubholz gewährleistet. Die heimischen Holzpotentiale müssen optimal erschöpft werden und klimafreundlich über möglichst kurze Wege transportiert werden. Die Förderung des natürlichen Rohstoffes und einhergehend die nachhaltige Waldbewirtschaftung leistet einen Beitrag zum Klimaschutz und schafft Mehrwert für das gesamter Cluster Holz. Außerdem kann der Holzbau den ländlichen Raum stärken und attraktive Bleibeoptionen für die jüngeren Generationen bieten.
Nur durch eine nachhaltige und multifunktionale Forstwirtschaft können langfristig unsere heimischen Wälder erhalten und der Holzbau erfolgreich etablieret werden. Die Klimaschutzleistung des Waldes als Kohlenstoffsenke ist besonders bedeutend in einem jungen Forst mit hohem jährlichen Baumzuwachs. Die Kreislauffähigkeit spielt eine weitere Rolle beim Schutz des Klimas, denn Kohlenstoff bleibt so lange im Rohstoff Holz gebunden, wie er als Produkt verbaut oder genutzt wird.
Der Klimawandel stellt zwar große Herausforderungen für die Forstwirtschaft dar, aber der sanfte Waldumbau durch den Einsatz von (klima)resilienten Baumarten wird in Hessen seit Langem praktiziert. Es gilt also den Wald zu nutzen und zu schützen.
Im zweiten Impuls zeigte Professor Tom Kaden auf wie vielseitig das Bauen mit Holz ist. Holzbau ermöglicht verschiedenste Bauaufgaben zukunftsfähig umzusetzen – vom Krankenhaus über Bildungsbauten bis hin zum Konzertsaal. Es ist aber auch notwendig, das Bauen von heute so zu denken, dass ein Altbau von morgen nicht mehr abgerissen werden muss. Der Fokus sollte viel mehr auf Sanieren und Weiterbauen liegen. Der Holzbau kann hierbei serielle und schnelle Lösungen bieten ohne an architektonischer Qualität einzubüßen. Dem enormen Bedarf an Wohnraum kann durch den hohen Vorfertigungsgrad von Holzbaumodulen mit geringen Bauzeiten – auch im Bestand – entgegnet werden.
Die Bildung in diesem Bereich ist unabdingbar; bereits im Kindesalter können die Menschen dem Roh- und Baustoff Holz näher gebracht werden. Gute Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sind für akademische wie handwerkliche Berufe wesentlich, auch damit sich eine Fachberatung etablieren kann. In der Forschung liegen weiterhin hohe Potentiale neue Bauweisen und Technologien im Holzbau zu entwickeln. Wichtig ist ein holistischer Ansatz; die am Holzbau Beteiligten, somit auch Entscheidungsträger, sollten interdisziplinär informiert sein.
Im dritten Impuls verdeutlichte Harald Professner die Wichtigkeit der Bauwende. Dabei müssen sich sowohl die Entscheidungsträger, die Planenden und umsetzenden Firmen weiterentwickeln. Der heutige Bauprozess ist fragmentiert, altmodisch und mit zu vielen Akteuren besetzt. Aktuell wird noch nahezu jedes Gebäude als individuell geplanter Prototyp ausgeführt und verbraucht dabei Unmengen an Ressourcen, wirtschaftlich wie ökologisch.
Die Chancen im Holzbau liegen in der Digitalisierung, einem hohen Vorfertigungsgrad und schnellen Bauzeiten. Alle am Bau Beteiligten gehen im Vorfeld jegliche Abläufe, Schnittstellen und Risiken durch und können so Fehlerquellen vermeiden. Mit digitalen Hilfsmitteln wird der gemeinsame und ressourcenschonende Planungs- und Bauprozess erleichtert.
Die Qualität der Bauwerke wird zukünftig durch neue Technologien nicht abnehmen, sondern unterstützt. Die Vielfalt der potentiellen Module und Bauteile eröffnet individuelle Gestaltungsvarianten und erlaubt eine hochwertige Architektur. Es wird viel einfacher sein Gebäude nachhaltig zu planen, bauen und betreiben, Ressourcen zu schonen und Materialkreisläufe herzustellen.
Table Talks
In den Table Talks konnten sich die Teilnehmenden des Auftaktes zu verschiedenen Schwerpunkten austauschen. Die Table waren moderiert durch die Stadtberatung Dr. Sven Dries, welche mit den verschiedenen Akteur*innen der Wertschöpfungskette Holz jeweils eine These als Zielvorstellung einer gelungen Holzbauoffensive Hessen diskutiuerten.
Für Table 1 – Weichenstellung für den Hessischen Holzbau wurde die These „Die Holzbauoffensive ist erfolgreich und hat bis 2030 zur gewünschten Steigerung der Holzbauquote in Hessen beigetragen“ aufgestellt. Sie wurde von Akteur*innen aus Politik, Berufskammern, Planung und Bauherrschaft mit den aktuellen Bedingungen und Regulatorien für den Holzbau mit Hilfe folgender Fragen abgeglichen:
Welche geänderten bzw. neuen Rahmenbedingungen haben wesentlich dazu beigetragen?
Wie ist diese Änderung gelungen? Was bedeutet das für die jeweiligen Akteursgruppen?
Wer musste dazu überzeugt werden und wie gelingt eine breite Akzeptanz für mehr Holzbau in der Fläche?
Table 2 – Fachkräfteaufbau und technischer Fortschritt diksutierte anhand der These „Kompetenz und Innovation ‚made in Hessen‘ sind der Schlüssel für den Erfolg der Holzbauoffensive“. Hierzu beschäftigten sich Vertreter*innen aus Unternehmen, Handwerk, Planung, Bildung und Forschung mit den Fragen:
Wie sichert man Kompetenz? Müssen sich Aus-, Fort- und Weiterbildung ändern? Wenn ja, wie?
Wie entsteht Innovation?
Wie kann ein zeitgemäßer Wissenstransfer für die verschiedenen Branchen gelingen?
Am Table 3 – Holz als Baustoff der Zukunft diskutierten Vertreter*innen aus Forst-, Holz- und Bauwirtschaft, Handwerk, Bauherrschaft, Planung, wie die gesamte Wertschöpfungskette von Holz als Baustoff profitieren kann. „In der Holzbauoffensive gelingt eine Balance zwischen Angebot und Nachfrage. Die Wertschöpfungsketten im Holzbau-Cluster werden u. a. durch die Digitalisierung gestärkt und ausgebaut.“ Anhand der These stellten sich folgende Fragen:
Profilierung „Hessisches Holz“ als Baustoff – wie kann dies konkret gelingen?
Digitalisierung nimmt in allen Branchen zu – welche Chancen bietet dies für die Holzbauoffensive Hessen?
Wie müssen sich Hersteller, Handwerksbetriebe, Zulieferer, Planungsbüros aufstellen, um den Holzbau gemeinsam voranzubringen? Welche neuen Formen der Zusammenarbeit sind nötig?
Podiumsdiskussion
In der Podiumsdiskussion haben sich noch einmal Vertreter*innen verschiedener Branchen der Wertschöpfungskette zu den Chancen des Holzbaus ausgetauscht. Im Podium vertreten waren Julia Möbus (Deutsche Säge- und Holzindustrie), Karin Hendricks (Nassauische Heimstätte), Harald Professner (Rhomberg Bau GmbH), Carsten Wilke (HMLU) und Prof. Dr.-Ing. Achim Vogelsberg (THM Technische Hochschule Mittelhessen / pro holzbau).
Herausgestellt wurde die große Bedeutung der Bauweise für den Klimaschutz und für den Fortschritt der Forst- und Holzindustrie sowie der Planungsbranche. Außerdem bietet der Holzbau große Potentiale für die Schaffung neuem Wohnraums, qualitativer Architektur sowie sozialer und wirtschaftlicher Entwicklungsmöglichkeiten für den ländlichen Raum.
Impressionen
Sustainability Paper
Der Auftakt der Holzbauoffensive wird in einem Arbeitspapier der Reihe Sustainability Paper dokumentiert.
Sie können das Paper hier kostenfrei herunterladen oder bestellen.