Das Projekt „Beweg Dein Quar­tier“ ist ein Beteiligungsverfahren, welches als Reallabor konzipiert ist und Stadt, Quar­tier, Planer*innen und Bewohner*innen gemeinsam anders über Mobilität denken und handeln lässt.

Der Prozess fand zwischen 2019 und 2022 in mehreren Phasen statt. In einer ersten Phase wurden mithilfe von Workshops und Online-Umfragen neuralgische Punkte im Quar­tier ermittelt. Aus dieser ersten Runde wurden insgesamt 30 Projektideen entwickelt, von denen fünf als niederschwellige, einfache temporäre Rauminterventionen für jeweils einen Monat umgesetzt werden konnten. Am Ende des Zeitraums wurden der Prozess und die gesammelten Ergebnisse in einer abschließenden Broschüre zusammengefasst. Von Seiten der Stadt Offenbach ist eine weiterführende Bearbeitung der temporär bespielten Orte zugesagt und es sollen konkrete Projekte entstehen. Parallel führt das infolge des Projekts entstandene Bewusstsein zu regelmäßigen von den Bewohner*innen organisierten Aktionen im Straßenraum, die von einem aktiven und engagierten Quar­tiersmanagement unter­stützt werden.

Das Projekt stellt aus Sicht der Jury eine lobenswerte Initiative und einen positiven Beitrag zu der immer drastischer werdenden gesell­schaft­lichen Verhandlung über den Platzbedarf von Menschen und Pkws im öffentlichen Raum dar. Die Kraft positiver Beispiele, das Sichtbarmachen von Aufenthaltsqualitäten und die Erarbeitung von Mehrwerten sind die Stärken des Projekts. „Beweg Dein Quar­tier“ zeigt das Potenzial in seiner Vielfalt auf. Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nur gesamtgesellschaftlich, mit Ausdauer und den entsprechend durchdachten Mobilitätskonzepten gelöst werden. Beiträge wie dieser, können durch ihre Wirkung als Initialzündung zur Meisterung dieser Heraus­forderungen beitragen. Aus Sicht der Jury bedarf es genau solcher Beteiligungsprozesse, um einen Dialog in der Gesellschaft zu starten, Akzeptanz zu suchen und einen Schritt in Richtung gemeinsamer Mobilitätswende zu machen.

Die Jury überzeugte neben dem außergewöhnlichen Engagement der Akteur*innen auch der interdisziplinäre Weitblick der Planung. Die gute Zusammen­arbeit zwischen der Stadt, den Bewohner*innen und Planer*innen ist nicht selbstverständlich, aber, wie dieser Fall beweist, ent­scheidend für die erfolgreiche Umsetzung von Visionen. „Beweg Dein Quar­tier“ zeigt eindrücklich, dass nur im Zusammenwirken aller Beteiligten die Kraft für Veränderung liegt.

Anne Catherine Fleith, Architekt­in, Büropartnerin, feld72 Architekten ZT GmbH und Jurymitglied