Schule als offene Struktur?
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf, die Universitätsstadt Marburg und die AKH veranstalten gemeinsam am Donnerstag, 14. November 2024, eine ganztägige Schulbau-Konferenz in Kirchhain bei Marburg zum Thema „Lernorte der Zukunft aus pädagogischer, architektonischer und kommunalpolitischer Sicht“. Die Konferenz steht unter der Schirmherrschaft des Staatsministers Herrn Armin Schwarz, Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen.
Die Transformation von einer Industriegesellschaft zu einer Wissensgesellschaft im 21. Jahrhundert unterliegt einem stetigen Wandel. Wie können in Zeiten einer pluralistischen Gesellschaft Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit gewährleistet werden und in welchem räumlichen Ausdruck spiegelt sie sich wider?
Pädagogik und Architektur sind zwei Disziplinen, die im Schulbau unbedingt zusammen gedacht werden müssen. Die gesellschaftlichen Veränderungen bedingen neue pädagogische Konzepte, die auch einen neuen Anspruch an die Architektur formulieren – gilt es daher den Bildungs- und Schulbau neu zu denken? Was sind geeignete langlebige Konzepte, die offen sind für Nutzungsänderungen und angesichts angespannter Haushaltslagen auch mittel- und langfristig Investitionen in den Schulbau rechtfertigen?
Versteht man den Schulbau als „sozialen Inkubator“ fungiert dieser zum einen als geschützter Raum optimaler, entwicklungsfähiger Lernbedingungen, zum anderen als Impulsgeber und hybrider Stadtbaustein für die Quartiersentwicklung. Der „informelle Raum“ als „dritter Pädagoge“ unterstützt neue Formen des Lernens und aktiviert Schüler*innen als Koproduzent*innen von Wissen. Mit dem Begriff der „offenen Struktur“ werden wesentliche Aspekte assoziiert beziehungsweise adressiert: offen für Anpassungen (flexibel) / offen für Alle (einladend) / offen für Herausforderungen (gerecht).
Der Diskurs – auf politischer, pädagogischer und planerischer Seite – der vergangenen Jahre zeigt, dass das Bildungswesen und der Schulbau keine Halbwertszeiten aufweisen, sondern stets aktuell und zukunftsorientiert bleiben (müssen).
Angesichts aktueller Herausforderungen und Prognosen werden an den Typus Schulbau vielfältige Aufgaben von großer Komplexität adressiert: steigende Schüler*innenzahlen, regionale Disparitäten, Inklusion, Zuwanderungen, Raumnot, Anspruch an Ganztagesbetreuung, Digitalisierung und Klimaneutralität, zunehmende Investitionsbedarfe bei unveränderten Haushaltsengpässen, usw.
Wie kann vor diesem Hintergrund der traditionelle Schulbautypus nachhaltig zu einem zukunftsorientierten „Ort des Lernens“ bzw. als gebaute Lebensumwelt weitergedacht und weiterentwickelt werden?
Termin und Veranstaltungsort
- Donnerstag, 14. November 2024
- 9:00 Uhr – 17:30 Uhr
- Aula, Alfred-Wegener-Schule (AWS), Erlenstraße 19/21, 35274 Kirchhain
Anfahrtsskizze Veranstaltungsort
Information: Die Konferenz mit Besichtigungen wird als Fortbildungsmaßnahme durch die AKH und durch die Hessische Lehrkräfteakademie (Akkreditierungsnummer 02411623) anerkannt. Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei. Die Tagesverpflegung sowie Busfahrten (Exkursion) sind inbegriffen.
Forum I: REALE UTOPIEN
8:30 Uhr – 9:00 Uhr /// Anmeldung und Registrierung
Cafeteria Stadtbibliothek und Aula der Alfred-Wegener-Schule (AWS), Erlenstraße 19/21, Kirchhain
9:00 Uhr – 9:05 Uhr /// Begrüßung und Anmoderation
- Gertrudis Peters, Stv. Hauptgeschäftsführerin, AKH, Wiesbaden
- Florian Dreher, Referent Baukultur, Wirtschaft und Hochschulwesen, AKH, Wiesbaden
9:05 Uhr – 9:20 Uhr /// Grußwort des Schirmherrn
- Armin Schwarz, Staatsminister, Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen
9:20 Uhr – 9:50 Uhr /// Einführung durch die Veranstalter*innen
Schulbau(-Kultur) als (letzte) Zukunftsressource der Städte und Gemeinden. Impulse aus der kommunalen Praxis zum Schulbau gestern, heute und morgen.
- Nadine Bernshausen, Bürgermeisterin, Dezernat II, Universitätsstadt Marburg
- Marian Zachow, Diplom-Theologe, Erster Kreisbeigeordneter Landkreis Marburg-Biedenkopf
Schulbau weiterdenken oder über die Notwendigkeit von „sozialen Inkubatoren“ für eine resiliente Daseinsvorsorge (Arbeitstitel)
- Gerhard Greiner, Präsident der AKH, Wiesbaden
9:50 Uhr – 11:10 Uhr /// Vorträge
Vortrag: Dritte Orte: Umbau(-Kultur) der Gemeinschaft (Arbeitstitel)
- Prof. Dr. Christoph Grafe, Lehrstuhl Architektur Geschichte Theorie, Bergische Universität Wuppertal
Vortrag: Lernumgebung Schule: Wie gestalten wir das Gebaute pädagogisch?
- Prof. Dr. Ulrike Stadler-Altmann, Lehrstuhl für Schulpädagogik, Humboldt-Universität zu Berlin
Vortrag: Teilhabe und Prozessgestaltung: Wie gelingt Partizipation im Schulbau? (Arbeitstitel)
- Kirstin Bartels, Architektin/Schulbauberaterin, Hamburg
Architekturspaziergang und Exkursion
11:30 Uhr – 12:00 Uhr /// Architekturspaziergang „Aktueller Schulbau vor Ort I“
- Modernisierung Oberstufengebäude Alfred-Wegener-Schule (AWS), Dresdener Straße 18, Kirchhain
- Neubau Werkstattgebäude Berufliche Schulen Kirchhain (BSK), Campus AWS-BSK
Führung:
- Matthias Bosse, Schulleiter, Alfred-Wegener-Schule, Kirchhain
- Frank Heiwig, Schulleiter, Berufliche Schulen Kirchhain
- Joachim Debus, Fachdienstleiter, Fachbereich Schule und Gebäudemanagement, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Gerrit Schönberger, Fachdienstleiter, Fachbereich Schule und Gebäudemanagement, Landkreis Marburg-Biedenkopf
12:00 Uhr – 12:30 Uhr /// Pause und Ausgabe Lunch-Paket
Mensa, Berufliche Schulen Kirchhain, Dresdener Straße 18
>12:30 Uhr /// Treffpunkt vor Mensa und Abfahrt per Bus
13:00 Uhr – 14:00 Uhr /// Exkursion „Aktueller Schulbau vor Ort II“
- Erweiterung Südschule, Heinrich-Schneider-Straße 48, Stadtallendorf / AG5 Architekten + Stadtplaner PartG mbB Klie BDA Kornmayer Krause Swoboda, Darmstadt
Führung:
- Janette Grün, Schulleiterin, Südschule Stadtallendorf
- Andres Krause, Architekt/Stadtplaner und Büropartner, AG5 Architekten + Stadtplaner PartG mbB Klie BDA Kornmayer Krause Swoboda, Darmstadt
- Joachim Debus, Fachdienstleiter, Fachbereich Schule und Gebäudemanagement, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Gerrit Schönberger, Fachdienstleiter, Fachbereich Schule und Gebäudemanagement, Landkreis Marburg-Biedenkopf
>14:00 /// Rückfahrt per Bus
Exkursion und Besichtigung
Forum II: UTOPISCHE REALITÄTEN
14:30 Uhr – 14:45 Uhr /// Pause
Cafeteria Stadtbibliothek und Aula, Alfred-Wegener-Schule, Erlenstraße 19/21, Kirchhain
14:45 Uhr – 17:00 Uhr /// table talks/Workshops und Abschlussdiskussion
Die Konferenzteilnehmer*innen diskutieren gemeinsam an drei thematischen table talks mit Vertreter*innen aus Planung, Pädagogik und Kommunalpolitik über aktuelle Herausforderungen im Schulbau. Die thematich aufgebauten table talks werden durch Impulsbeiträge eingeleitet. Die Zwischenergebnisse der table talks fließen in die abschließende Podiumsdiskussion mit ein. Die Konferenzteilnehmer*innen entscheiden sich bei der Anmedung an welchem table talk sie mitdiskutieren wollen.
table talk 1: Haus-halten (Ökonomie versus Raum)
Steigende Schüler*innenzahlen melden aktuell und in den nächsten Jahren einen größeren Raumbedarf an. Wie können angesichts angespannter Haushaltslagen von Kommune und Landkreis dennoch die notwendigen Raumkapazitäten geschaffen werden? Welches Potential bietet die Weiterentwicklung bestehender Standorte? Sind temporäre Bauten eine Option? Bietet die Umnutzung von Leerständen eine Lösung? Welche Auswirkungen haben die finanziellen Engpässe auf die pädagogischen Konzepte? Welcher Umkehrschluss ist daher für die Bestandsentwicklung im Zusammenwirken mit dem pädagogischen Konzept zu ziehen? Ist die (Bau- / Bildungs-) Politik der kleinen Eingriffe bzw. Spielräume nachhaltig aufgestellt?
Impulsbeiträg: Schule als hybrides System: from education to edu'action'
- Dr. Mandana Sedighi, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Karlsruher Institut für Technoloigie
table talk 2: Raum-pflegen (Raum versus Programm)
Die gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen bedingen ein fortwährendes Lernen. Die Nachfrage nach Ganztagesbetreuung steigt. Inwieweit kann die Schule als „Ort des Lernens“ und nachhaltiger Lebensraum für alle gesellschaftlichen Schichten und Generationen transformiert werden? Welche Parameter – vom räumlichen bis zum pädagogischen Konzept – wären hierfür notwendig? Angesichts demografischer Entwicklungen (Überalterung) im ländlichen Raum sowie einer zunehmenden Deindustrialisierung werden an den Lernort „Schule“ als Typus neue bzw. zusätzliche Herausforderungen adressiert. Ist eine Renaissance des Bürger- oder Gemeindehauses neuen Zeitalters als Nachnutzung aufgelassener Schulstandorte denkbar? Bedeutet eine zunehmende Durchlässigkeit des Schulsystems auch ein räumliches Zusammenrücken von schulischer und beruflicher Bildung? Welche typologischen Veränderungen evozieren die Zukunftsszenarien an den Lernort der Zukunft und wie sind Politik, Pädagogik und Planung darauf vorbereitet?
Impulsbeitrag: Best Practice – Projekt Offene Schule Waldau, Kassel (Arbeitstitel)
- Julian Weyer, Architekt/Partner, C.F. Møller Architects, Kopenhagen/Berlin
Dialogbeitrag: Konzept Campus für berufliche Bildung, Frankfurt am Main
- Florian Schöll, Geschäftsführer, Geschäftsbereich Bildung, Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, Frankfurt am Main
table talk 3: Klima-wandeln (Programm versus Ökonomie)
Ein politisches Ziel ist die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Der Bausektor ist hier besonders gefordert. Angesichts der grauen Energie und Ressourcenschonung müsste die Bestandsentwicklung dem Neubau vorgezogen werden. Wie kann nachhaltiges Um-Bauen trotz angespannter Haushaltslagen gelingen, so dass Klimaanpassung keinen Abwägungsgrund darstellt? Inwieweit kann neben der Verwendung natürlicher Baustoffe der Schulraum als „dritter Pädagoge“ um ein „grünes“ Zimmer erweitert werden. Die Überhitzung der (Dorf-)Zentren bedingt eine Verbesserung des Mikroklimas. Wie müssen daher u.a. auch die Außen- und Freiräume gestaltet werden, so dass Schule als „Lebensraum“ (Resilienz, 24/7) und Ort der Gesunderhaltung fungieren kann? Welche Maßnahmen sind für die Klimaanpassung zu ergreifen, um eine nachhaltige Lebensweise zu erwirken?
Impulsbeitrag: Integrierte Strategien zur Stärkung urbaner blau-grüner Infrastrukturen (Arbeitstitel)
- Dr. Friederike Well, Wissenschatliche Mitarbeiterin, Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung, Professur für Green Technologies in Landscape Architecture, Technische Universität München
Dialogbeitrag: Sport und Raum (Arbeitstitel)
- Prof. Dr. Tim Bindel, Geschäftsführende Leitung Institut für Sportwissenschaft, Abtl. Sportpädagogik/-didatik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Abschlussdiskussion: Auf dem Weg zu einer neuen Qualität im Schulbau
Podium:
- Kirstin Bartels, Architektin/Schulbauberaterin, Hamburg
- Nadine Bernshausen, Bürgermeisterin, Dezernat II, Universitätsstadt Marburg
- Matthias Bosse, Schulleiter, Alfred-Wegener-Schule, Kirchhain
- Prof. Dr. Christoph Grafe, Lehrstuhl Architektur Geschichte Theorie, Bergische Universität Wuppertal
- Gerhard Greiner, Präsident der AKH
- Dr. Mandana Sedighi, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Karlsruher Institut für Technologie
- Prof. Dr. Ulrike Stadler-Altmann, Lehrstuhl für Schulpädagogik, Humboldt-Universität zu Berlin
- Dr. Friederike Well, Wissenschatliche Mitarbeiterin, Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung, Professur für Green Technologies in Landscape Architecture, Technische Universität München
- Julian Weyer, Architekt/Partner, C.F. Møller Architects, Kopenhagen/Berlin
- Marian Zachow, Diplom-Theologe, Erster Kreisbeigeordneter Landkreis Marburg-Biedenkopf
Moderation:
- Gertrudis Peters, Stv. Hauptgeschäftsführerin, AKH, Wiesbaden
- Florian Dreher, Referent Baukultur, Wirtschaft und Hochschulwesen, AKH, Wiesbaden
17:00 Uhr – 17:30 Uhr /// Apéro
Cafeteria Stadtbibliothek und Aula, Alfred-Wegener-Schule, Erlenstraße 19/21, Kirchhain
Anmeldung
Die Anmeldung erfolgt über die Akademie der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen. Unter folgendem Link können sich AKH-Mitglieder, Gäste, Studierende sowie Lehrer*innen für die Konferenz registrieren:
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei. Die Tagesverpflegung sowie Busfahrten (Exkursion) sind inbegriffen.
Anerkennung als Fortbildungsmaßnahme
Fortbildung für Architekt*innen: AKH-Mitglieder oder Mitglieder anderer Architektenkammern erhalten 5 Fortbildungspunkte.
Fortbildung für Lehrer*innen: Die Tagung ist über die Hessische Lehrkräfteakademie als Fortbildung (Nr. 02411623) akkrediert. Alle Lehrer*innen im hessischen Schuldienst erhalten eine entsprechende Teilnahmebescheinigung gemäss den hessischen Vorgaben zur Lehrerfortbildung. Pädagog*innen aus anderen Bundesländern können ebenfalls eine Teilnahmebescheinigung erhalten; ob und inwieweit diese anerkannt wird, unterliegt den Vorgaben der jeweiligen Bundesländer.
Fortbildung für weitere und interessierte Teilnehmer*innen (Mitarbeiter*innen von Verwaltungen, Studierende, u.v.a.): Es kann ebenfalls eine formlose Bescheinigung ausgestellt werden.
Ansprechpartner
Referent Baukultur, Wirtschaft und Hochschulwesen
Florian Dreher
Dipl.-Ing.
Telefon: 0611 1738-55
Fax: 0611 1738-40
dreher@ akh.de