Das kleine Gebäude des Kinder- und Jugendtreffs wurde bis zur Stilllegung des ehemaligen Güterbahnhofs Wies­ba­den West als Stellwerk genutzt und erfährt durch die Nachnutzung einen weiteren Lebenszyklus. Der behutsame Umgang mit dem Bestand zeigt sich in den nur minimalen Eingriffen und lässt die ursprünglichen Strukturen und Oberflächen in weiten Teilen sichtbar. Die Kombination von roh gelassenen, unveredelten Bestandsoberflächen und wenigen neu eingebrachten, kostengünstigen Materialien in Form von Grobspanplatten zeugen von einem ressourcensparenden Materialumgang. Dies zeigt sich auch in der Wiederverwendung von vor Ort abgebrochenen Ziegeln, in Unterkonstruktionen aus Altholz und in der Aufputz-Leitungsführung. Damit ist der Kinder- und Jugendtreff ein gutes Beispiel dafür, wie mit einer suffizienten Haltung und der Verbindung von Alt und Neu Ar­chi­tek­turqualität geschaf­fen werden kann, die sich auch in der Detailgenauigkeit der neuen Elemente äußert.

Anhand des Fassadenkonzepts lässt sich der hohe Stellenwert der soziokulturellen Werte wie der Einbindung zukünftiger Nutzer*innen in Entscheidungen und deren Aneignung des Gebäudes darstellen. Die einfache, unbehandelte Fichtenholzverschalung aus der Region ist gleichzeitig Gestaltungsfläche für künstlerische Aktivitäten durch die Kinder und Jugendlichen. Diese Grundhaltung findet ihre Fortsetzung in den nutzungsneutral ausgeführten Aufenthaltsräumen innen wie außen.

Andrea Georgi-Tomas, Geschäfts­führerin ee concept gmbh und Jurymitglied

Zum Projektfilm auf vimeo

Vor­bild­liche Bauten im Land Hessen 2020

Nachhaltigkeit

Hessischer Architektentag 2021 Green Deal