Rahel Welsen, Darm­stadt
Aus­zeich­nung Preiskategorie Soziale Infrastruktur

Sport- und Bildungs­campus Bürstadt

Objekt Nibelungenstraße 199, 68642 Bürstadt
Bauvorhaben Neubau
Typologie Sportbau, Bildungsbau
Architekten

prosa Ar­chi­tek­tur + Stadt­planung BDA I Quasten Rauh Part GmbB, Darm­stadt, https://prosa-online.com/

Bauherren Stadt Bürstadt, vertreten durch Frau Bürgermeisterin Barbara Schader
Fertigstellung 2023
Aus­zeich­nungen Aus­zeich­nung auf dem Gebiet einer resilienten, ge­mein­wohlori­en­tier­ten Daseinsvorsorge, Aus­zeich­nung Vor­bild­licher Bauten im Land Hessen 2023, verliehen vom Land Hessen und der Architekten- und Stadt­planer­kammer Hessen
Rahel Welsen, Darm­stadt

Beurteilung der Jury

Im gelungenen Zusammenspiel zwischen Bauherr*in, Nutzer*innen und Planer*innen können unerwartet große Synergien freigesetzt werden, aus denen etwas Besonderes entsteht. Dabei bedarf es oft nicht der großen Idee eines Einzelnen, sondern des scheinbar naheliegenden, wechselseitigen Zuspiels der Bälle wie in einem Team, das ein laufendes Projekt mit einer konsequenten Umsetzung zum großen Ziel vorantreibt.

Der Sport- und Bildungs­campus Bürstadt kann insofern neben dem ar­chi­tek­to­nischen Projekt als solches auch für seinen gesamten Entstehungsprozess Vorbild für zukünftige Projekte sein.

Auf dem ehemaligen Gelände einer eingezäunten und nur für Vereine zugänglichen Großsportanlage ist ein neuer Treffpunkt für die Gemein­schaft entstanden. Die Einrichtung für Sport und Bildung verbindet die angrenzenden Wohnsiedlungen nachbarschaftlich und wertet den Ort insgesamt wesentlich auf, in dem auf verschiedensten Ebenen neue Wege des Lernens und des Zusammenseins angeboten werden. In einem beispielhaft partizipativ angelegten Prozess mit der Bürgermeisterin wurden unter Einbeziehung von Vereinen, Jugendlichen, Lehrer*innen und Senior*innen die Bedarfe und Bedürfnisse aller herausgearbeitet. So waren neben der rein auf Sport ausgerichteten Nutzung auch andere soziale und gemeinschaftliche Funktionen, wie Räume für Jugendtreffs, zur Nachmittagsbetreuung, für Sprachkurse und vieles mehr unterzubringen. Durch die Verortung der unter­schiedlichen Nutzungen gelingt die gesunde Belebung des Areals wie von selbst und eine soziale Kontrolle und ge­mein­schaft­liches Ver­ant­wor­tungsbewusstsein machen Umzäunungen und Öffnungszeiten obsolet.

Mit prosa Ar­chi­tek­tur + Stadt­planung wurde ein Büro mit der Planung beauftragt, um die vorangegangene Analyse mit einem engen Budget in eine qualitativ ansprechende Ar­chi­tek­tur zu formen. Der Erhalt der in die Jahre gekommenen Tribüne wurde verantwortungsvoll untersucht, ließ sich aber wegen der eingebauten ökologisch bedenklichen Materialien nicht umsetzen. Hieraus wurden die richtigen Schlüsse gezogen und beim Neubau des Bildungs­zentrums sowohl bei der Wahl der Materialien als auch bei der Ent­wick­lung und Umsetzung der Details darauf geachtet, die Reparierbarkeit, Rückbaubarkeit und Wiederverwendbarkeit der Baustoffe sicherzustellen.

Mit dem durchdachten Entwurf werden alle konstruktiven und funktionalen Anforderungen gestalterisch unaufdringlich und dennoch spielerisch gelöst. Besonders ins Auge stechen hierbei die Innenwände aus Stampflehm, die das Raumklima ohne technischen Aufwand regulieren.

So ist ein in allen Belangen nach­haltiges Gebäude entstanden, das mit Hilfe von Photovoltaik zur Energieautarkie des gesamten Sport- und Bildungs­campus beiträgt.

Maria Hirnsperger, Architekt­in, Büropartnerin, Behnisch Architekten GbR, München und Jurymitglied
Rahel Welsen, Darm­stadt
prosa Ar­chi­tek­tur + Stadt­planung BDA I Quasten Rauh PartG mbB
prosa Ar­chi­tek­tur + Stadt­planung BDA I Quasten Rauh PartG mbB
Rahel Welsen, Darm­stadt