Forschungsstation, Kassel
Objekt | Lutherplatz 11, 34117 Kassel |
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Bauvorhaben | Neubau |
Typologie | Temporäre Architektur |
Architekten | Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen, Universität Kassel, https://www.uni-kassel.de/fb06/institute/architektur/fachgebiete/architekturtheorie-und-entwerfen/startseite |
Bauherren | Universität Kassel |
Fertigstellung | 2021 |
Auszeichnungen | Anerkennung auf dem Gebiet einer resilienten, gemeinwohlorientierten Daseinsvorsorge, Auszeichnung Vorbildlicher Bauten im Land Hessen 2023, verliehen vom Land Hessen und der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen |
Beurteilung der Jury
Modulare Bauten und studentische Projekte kennen wir aus der Baugeschichte einige. Der Wunsch, Häuser in Einzelteile zerlegen zu können, diese zu transportieren und an verschiedenen Orten wieder aufbauen zu können, beschäftigt Architekt*innen und Planer*innen seit langer Zeit. Nomadische Strukturen vereinen aber auch viele Anforderungen hinsichtlich ihrer Witterungsbeständigkeit, ihres Gewichts und Transports. Dass sich eine Studentengruppe mit diesem Thema befasst, ist nicht weiter überraschend. Geht doch die Forschungsstation „Traces“ in Kassel auf ein studentisches Projekt an der Universität Kassel zurück.
Die Forschungsstation bewegt sich irgendwo zwischen dem Haus von Jean Prouvé und den Installationen von raumlaborberlin. Was dieses Projekt aber auszeichnet, ist zum einen die bemerkenswerte Durcharbeitung im Detail und zum anderen die sehr gute innenräumliche Atmosphäre. Auch die architektonische Eingliederung im Stadtraum ist geglückt, was der Verkettung vieler günstiger Umstände, wie Sichtbeziehungen, natürliche Verschattung, Anbindung an die lokale Infrastruktur, usw., zu verdanken ist.
Was die Ausführung angeht, so fällt auf, dass aus dem Transformationsprozess Anpassungen erfolgt sind, wie die Küchennische mit separatem Zugang oder wie das Sonnendach für outdoor-Veranstaltungen, die schlüssig und durchdacht erscheinen. Man könnte sagen, dass dieser Prozess zu einer besonderen Gestaltungsqualität geführt hat. Bemerkenswert ist auch die innenräumliche Qualität, die eine solide, angenehme und überhaupt nicht barackenartige Empfindung generiert. Die Räume sind funktional, einfach zusammenzuschalten und auch einzeln nutzbar. Insgesamt ein durchdachtes Konzept, was einen hohen Grad an Verbindung mit dem Außenraum ermöglicht.
„Traces“ ist ein rundes, nicht nur funktional, sondern auch gestalterisch sehr gelungenes Projekt, von dem wir uns noch viele Nachahmer*innen wünschen. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass mit dieser Forschungsstation ein Kreis geschlossen wurde, der mit einer studentischen Arbeit begann und sich dann materialisierte. Inzwischen wurde die Station mindestens einmal auf- und ab- und wieder aufgebaut und bietet nun an einem innerstädtischen Brennpunkt in Kassel auf einem ehemaligen Friedhof verschiedenen Kulturinstitutionen ein Heim.
Was für eine glückliche Verkettung von bemerkenswerten Faktoren? Oder das Ergebnis stetiger Nachfragen und langfristiger Bemühungen, um dieses Resultat realisieren zu können. Jeder der baut, weiß, was da unterwegs alles schiefgehen kann. Dass das nicht passiert ist und ein reifes und überzeugendes Gebäude an einem brisanten Ort genutzt wird, ist sehr anerkennenswert.