Lisa Farkas/Vor­bild­liche Bauten 2011

Fachliteratur / Archi­tekturbücher

Hier finden Sie In­for­ma­tio­nen zu Neuerscheinungen anderer Herausgeber aus den vergangenen drei Monaten, die für Ihre Tätigkeit als Architekt*in oder Stadt­planer*in von Interesse sein könnten.

AHO Heft Nr. 9: Projektmanagement in der Bau- und Immobilien­wirtschaft

Standards für Leistungen und Vergütung

Das nunmehr in der 6. Auflage vorliegende Heft Nr. 9 „Projektmanagement in der Bau- und Immobilien­wirtschaft – Standards für Leistungen und Vergütung“ der Grünen Schriftenreihe wurde von der AHO-Fachkommission Projektsteuerung / Projektmanagement“ erarbeitet.

Die 6. Auflage wurde umfassend überarbeitet und erweitert. 

In der aktuellen Fassung wird die Leistungsstruktur in die fünf Handlungsbereiche der Projektsteuerung Organisation, Qualitäten, Kosten, Termine und Verträge unterteilt. Alle Einzelleistungen werden umfassend kommentiert. Abgeleitet wurde eine Honorarempfehlung mit verschiedenen Differenzierungs­möglichkeiten und Hinweisen zur Projektkomplexität sowie Orientierungswerten zur Laufzeit des Projektes. Ergänzt wurden neue Kapitel zu Projekt­abwicklungs­methoden, Besonderen Leistungen, Projektsteuerung mit BIM sowie zur Nachhaltigkeit.

Des Weiteren wurde ein neues Kapitel „Organisations- und Leistungs­struktur­analyse“ entworfen als Grundlage zur Einstufung des Projektes hinsichtlich der Komplexität und ergänzenden Leistungsnotwendigkeiten.

Das Heft hat sich als Branchenstandard etabliert und ist für Akteure, die mit Projektsteuerung befasst sind, ein wertvolles Werkzeug.

 

Vertrags- und Honorargestaltung bei Architekten- und Ingenieurleistungen

Honorarrecht nach HOAI, Nachträge, Vertragsmanagement

Völlig zutreffend wird im Vorwort des jetzt in 4. Auflage erschienenen Werks darauf hingewiesen, dass vor allem die in der Praxis relevanten Gegenstände der Vertrags- und Honorargestaltung dargestellt werden.

Zur guten Übersicht trägt die Gliederung in die drei großen Kapitel „Honorarrecht bei Architekten- und Ingenieurverträgen“, „Vertragsmanagement“ und „Geschäftsprozesse der Honorargenerierung“ bei. Es werden die wesentlichen für die Praxis relevanten Aspekte erläutert und damit der im Vorwort formulierte Anspruch, den schnellen Einstieg in die regelungsrelevanten Themen der Vertrags- und Honorargestaltung bei Architekten- und Ingenieurverträgen zu geben, eingelöst.

Aufgegriffen wurde in der Neuauflage auch Building Information Modeling (BIM). Kompakt und übersichtlich wird beschrieben, was vertraglich zu regeln erforderlich ist, wird BIM eingesetzt: Nach einer allgemeinen Darstellung und Definition des Begriffes BIM wird der rechtliche Regelungsbedarf umrissen, ebenso wie mögliche Leistungsinhalte und Besondere Vertragsbedingungen, die es zu beachten gilt, bis zu Fragen der Vergütung und Haftung und wem die Daten – die digitalen Arbeitsergebnisse – „gehören“.

Von großem praktischen Wert sind die ausführlichen Anhänge, die in etwa die Hälfte des Gesamtumfangs einnehmen. Die Anhänge bieten konkrete Arbeitshilfen mit Beispielen für Architekten­verträge und Ingenieurverträge, einem Muster für einen Generalplanervertrag, Bewertungsmatrizen für diverse Leistungsbilder bis hin zum vollständigen Abdruck der HOAI sowie der DIN 276 Teil 1 Hochbau.

Die in den Anhängen abgedruckten Vertragsvorschläge bieten einen guten Einstieg in die Beschäftigung mit der Vertragsgestaltung. Hier gilt jedoch wie immer, dass solche Vertragsvorschläge nicht ohne weitere juristische Beratung, ggfs. zunächst bei den Kammern, jedenfalls durch Rechtsanwälte, übernommen werden sollten. Gilt es doch, am Ende einen Vertrag zu verhandeln und abzuschließen, der den Interessen beider Vertragsparteien in ausgewogenem Maße gerecht wird. Insofern können solche Verträge, wie sie auch in dem Werk abgedruckt sind, eine gute Ausgangsbasis für Vertragsverhandlungen bilden.

Durch die weitestgehend allgemeinverständliche Sprache und die kompakte Darstellung ist das Werk auch für juristische Laien eine gute Grundlage, sich mit den Frage­stellungen der Vertrags- und Honorargestaltung für Architekten und Ingenieure näher vertraut zu machen.

 

Handbuch des privaten Baurechts

Das private Baurecht gehört zum Handwerkszeug aller am Bau Beteiligten. Das Handbuch wirdmet sich sowohl den Regelungen des Bauvertrags gemäß den §§ 650 a ff. BGB, aber auch den unverändert gebliebenen Regelungen der VOB/B. Das Bauvertragsrecht gem. §§ 650a ff BGB hat sich als weites Feld mit noch vielen, bislang nur in Teilbereichen befriedigend gelösten Fragen erwiesen. Dies beginnt bereits bei seinem Anwendungsbereich und endet nicht zuletzt bei den zahlreichen Problemen, die sich um die erst langsam in der Praxis angekommene einstweilige Verfügung gem. § 650d BGB ranken. Auch das Verhältnis der §§ 650a ff BGB zur VOB/B sowie nicht zuletzt das neue Verbraucherbaurecht gem. §§ 650i ff BGB bedarf weiterhin einer intensiven Diskussion.

Den Autoren ist es mit ihrem Standardwerk gelungen, die wichtigen Punkte übersichtlich und prägnant darzustellen, ohne dabei die nötige Tiefe bei der Darstellung von Einzelproblemen aus dem Blick zu verlieren. Zur Übersicht tragen auch die Hervorhebungen durch Fettdruck von Schlüsselwörtern bei. Das Werk hilft durch die übersichtliche Gliederung in fünf Teile (Vertragsgestaltung, Vertrags­abschluss, Vertragsabwicklung, Vor­be­reitung und Durch­führung des Bauprozesses), die rechtlich wie tatsächlich komplexe Materie zu durchdringen. In den jeweiligen Kapiteln werden sowohl die BGB- Regelungen als auch die VOB/B-Regelungen ausführlich erläutert. Der Leser findet dabei Antworten zu allen Fragen des BGB- und VOB/B-Vertrages, wie z.B. Vertrags­abschluss- und Beendigung, Vergütung von Bauleistungen, Absicherung des Auftragnehmers, Verzug, Abnahme und Mängelhaftung. Dabei orientiert sich die Kommentierung an der tatsächlichen Abwicklung eines Bauvorhabens von der Vertragsgestaltung über die rechtliche Vertragsabwicklung bis zur gerichtlichen Durchsetzung der vertraglichen und gesetzlichen Ansprüche.

Der Kommentar ist sowohl für das schnelle Nachschlagen als auch für vertieftere Recherchen gut geeignet.

 

Architectural Guide Kharkiv

Es mag beinahe als Glücksfall anmuten, dass die ukrainische Architekt­in und Archi­tekturhistorikerin Ievgeniia Gubkina die Arbeit an dem vorliegenden Archi­tekturführer vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 schon fast abgeschlossen hatte. Denn manche der darin dokumentierten Bauten weisen mittlerweile schwere Kriegsschäden auf oder wurden komplett zerstört. Dass der Archi­tekturführer Kharkiv in englischer und ukrainischer Sprache dennoch erst in diesem Jahr erscheint hat auch damit zu tun, dass die heute in London lebende Autorin angesichts des Kriegs ihre Sichtweise auf ihre Heimatstadt nochmals neu und persönlicher gefasst und das Manuskript entsprechend überarbeitet hat. Zahlreiche Beschreibungen wurden zudem um kurze Hinweise auf aktuelle Kriegsschäden ergänzt.

Die Archi­tekturführer aus dem Hause DOM Publishers zeichnen sich durch hochwertiges Bildmaterial und qualifizierte Beschreibungen aus, die die abgebildeten Bauten in einen historischen und gesell­schaft­lichen Kontext einordnen. Das gilt auch für den Architectural Guide Kharkiv. Je ein Kapitel ist dem alten (historischen) Zentrum, dem neuen Zentrum und der Hauptachse und damit urbanen Leben­sader zwischen den beiden Zentren gewidmet. Das historische Zentrum bildet die (Bau-)geschichte bis zur russischen Revolution ab, das neue Zentrum die postrevolutionären Ent­wick­lungen dieser Stadt, die von 1919 bis 1934 Hauptstadt der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik war. Der resultierende Bauboom dieser Jahre machte Kharkiv zu einer herausragenden Stadt der Moderne.

Man könnte meinen, dass ein Archi­tekturführer zu einer Stadt mitten im Krieg wenig sinnvoll ist, da auf absehbare Zeit keine touristischen Reisen dorthin denkbar sind. Der Archi­tekturführer Kharkiv ist jedoch  nicht nur ein Archi­tekturführer, sondern auch ein Dokument der Erinnerung und ein Manifest der Widerstandskraft der Kharkiver Bevölkerung.

 

Städtebau im Nationalsozialismus

Angriff, Triumph, Terror im europäischen Kontext 1933 – 1945

Ob sumerische Zikkurat, ägyptische Pyramiden, aztekische Tempelanlagen oder mittelalterliche Trutzburgen – monumentale Bauwerke dienten immer auch als Ausweis von Machtverhältnissen, als steinerne Manifestationen von Herrschaft. Dies gilt nicht nur für einzelne Bauten: Baulich-räumliche und gesellschaftliche Verhältnisse spiegeln einander wider und beeinflussen sich gegenseitig.

Auch in der nationalsozialistischen Diktatur wurde der Städtebau instrumentalisiert zur Legitimation von Herrschaft, zur Demonstration von Stärke in Konkurrenz zu anderen Staaten, zur Umsetzung staats- und gesellschaftspo­li­ti­scher Ziele. Dem Autorenteam der vorliegenden Neuerscheinung kommt das Verdienst zu, den Städtebau der NS-Diktatur nicht nur in seiner Komplexität und Ent­wick­lung umfassend zu analysieren, sondern ihn in einen Kontext zu anderen europäischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts wie der Sowjetunion und dem faschistischen Italien einzuordnen. Mit dem von den Herausgeber*innen gewählten gesellschaftswissenschaftlichen Ansatz wird der Begriff Städtebau sehr weit gefasst. Er umschließt neben der gebauten und gezeichneten städte­bau­lichen Form die Prozesse, die zu ihrer Entstehung geführt haben und die Verhältnisse, die diese Prozesse ermöglicht haben. 

Die Darstellung ist in drei Ent­wick­lungsabschnitte unterteilt, verbunden durch kurze Brückenkapitel:

  1. Angriff (1933-1937): Auf der Suche nach dem nationalsozialistischen Städtebau
  2. Triumph (1937-1941): Große Pläne über alles
  3. Terror (1941-1945): Städtebau im Weltkrieg

Auf die Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse folgt ein kurzer Abriss des Umgangs mit dem städte­bau­lichen Erbe des Nationalsozialismus nach 1945 mit dem zutreffenden Hinweis, dass hier weitere Untersuchungen notwendig sind.

Der Band „Städtebau im Nationalsozialismus“ ist keine leichte Lektüre. Doch vor dem Hintergrund des weltweiten Erstarkens autokratischer Regierungen und Herrschaftsformen bietet er Planerinnen und Planern 80 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur viel Stoff zum Nachdenken über die gesellschaftliche Relevanz ihrer Tätigkeit und die Rolle der gebauten Umwelt.

 

Frei Otto. Bauen mit der Natur. 1925 - 2015

Anlässlich des 100. Geburtstags von Frei Otto ist im Prestel Verlag eine beeindruckende Monografie über seine lebenslange Suche nach einem ausgewogenen Verhältnis von Natur, Technik und Archi­tektur erschienen. Angesichts des Klimawandels und zunehmender ökologischer Krisen ist das Thema aktueller denn je. Frei Otto war mit seinem ganzheitlichen Naturverständnis bereits seit den 1950er Jahren Wegbereiter und Vordenker einer umweltbewussten Bau­kultur, der sich mit Themen wie Bionik, ökologischem Bauen und Partizipation auseinandersetzte.

Ein bunt gemischtes Autor*innenteam Forschender aus den Bereichen Archi­tektur, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft, Design und Bautechnikgeschichte hat sich mit dem Werk von Frei Otto aus unter­schiedlichen Perspektiven auseinandergesetzt. Herausgekommen ist eine heterogene Reihe spannender und teils auch widersprüchlicher Beiträge, die die Pluralität der Naturkonzepte und Naturbilder von Frei Otto widerspiegeln. Der üppig bebilderte Band, unterteilt in die drei Themenbereiche Natur, Technik und Gesellschaft, ist mit seinen lesenswerten Projektvorstellungen, Essays und Ge­sprächen viel zu schade, nur als Coffee-Table-Book zu zu dienen. Er will und muss gelesen werden!

Feuerwehrbauten

Um ihren vielfältigen Aufgaben nachzukommen – das Spektrum verändert und erweitert sich stetig, neu sind etwa besondere Löschverfahren für brenndene Lithium-Ionen-Akkus – benötigen hauptamtliche wie ehrenamtliche Feuerwehren multifunktionale Bauten, die heutigen Anforderungen gerecht werden. Neben Abstellmöglichkeiten für Löschfahrzeuge werden Waschräume und Umkleiden, Aufenthalts- und Schulungsräume, Materiallager sowie gegebenenfalls Wartungs- und Reparatureinrichtungen benötigt. Zudem werden Löschfahrzeuge im Durchschnitt immer größer und schwerer. Ältere Feuerwehrhäuser oder -wachen verfügen häufig nicht über die notwendigen Hallenhöhen oder Durchfahrtsbreiten der Tore, um moderne Löschfahrzeuge unterbringen zu können. Trotz schwieriger Finanzlage werden viele Kommunen nicht umhinkommen, ihre Feuerwehrbauten zu modernisieren oder neu zu errichten.

Ausgehend von den Standardabläufen der Feuerwehr zeigt das in zweiter, aktualisierter Auflage vorgelegte Handbuch Feuerwehrbauten, wie unter Berücksichtigung aktueller Vorschriften und Normen  – unter anderem der 2024 überarbeiteten DIN 14092 – ein funktionales Raumprogramm entwickelt werden kann. Dieses soll nicht nur den technischen und betrieblichen Abläufen entsprechen, sondern auch eine angemessene Aufenthaltsqualität bieten. Anhand 30 ausgewählter Projekte mit Grundrissen geben die Autoren einen Überblick über moderne Gebäude mit Vorbildcharakter, die iden­ti­täts­stiftende Orte geworden sind. Damit liefern sie nicht nur ein Panorama zeitgemäßer Formen und Gestaltungsmöglichkeiten für Feuerwehrbauten, sondern geben Planenden konkrete Hilfen für diese Planungsaufgabe an die Hand.

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