Holzbau - vom lokalen Rohstoff zum Baustein einer Nachhaltigkeitsstrategie für Hessen
Der Rohstoff Holz gewinnt aufgrund seiner vielseitigen Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten im Bauwesen immer mehr an Zuspruch und zeigt sich als innovativer und nachhaltiger Baustoff. Die AKH unterstützt zusammen mit dem Holzbau Cluster Hessen e.V. eine Offensive „HOLZBAUKULTUR made in Hessen“ für eine zukünftige und nachhaltige Landesentwicklung.
Aktuelle Rahmenbedingungen für den Holzbau
Hessen zählt mit 42,3 % Waldfläche (895.000 ha) zu den waldreichsten Bundesländern im Vergleich, neben Rheinland-Pfalz (42,1 %) und dem Saarland (39,9 %). Der hessische Wald speichert 190 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. (Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Wald- und Forstwirtschaft in Hessen 2011-2014)
In den hessischen Wäldern stellt die Buche mit 31 % den größten Baumbestand dar, gefolgt von der Fichte (22 %) und der Eiche (14 %). (Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Wald- und Forstwirtschaft in Hessen 2011-2014)
Aufgrund des Klimawandels haben die Waldschäden zugenommen. 2019 sind ca. 25.000 Festmeter Schadholz im Vergleich zu den Vorjahren mit ca. 4.000 Festmeter im Stadtwald Anspach (Hochtaunuskreis) entstanden.
Die Landesregierung von Hessen hat im April 2019 beschlossen, die Emissionen um 55 % gegenüber 1990 zu senken und bis 2050 klimaneutral zu sein. (Quelle: Integrierter Klimaschutzplan Hessen 2025)
Holzbau in Hessen wird bis zu 74 % von Seiten der Planer als alternative Konstruktionsart vorgeschlagen. (Quelle: Umfrage „Aktuelle Entwicklung im Holzbau“, AKH 2019)
Gute Gründe für das Bauen mit dem Naturprodukt Holz
Neue Wertschöpfungsketten
Holz kann als Ressource neue Wertschöpfungsketten für die Region erschließen. Als Rohstoff bildet es einen wichtigen Baustein innerhalb einer sogenannten „produktiven Landschaft“ - angefangen von der Forstwirtschaft, über die Säge- und Holzindustrie, das Handwerk, die Bauindustrie bis zum Holzbau oder zur Energieversorgung.
Holz kann regionale Identität und Baukultur stärken.
Beitrag zum Klimaschutz
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. Bei nachhaltiger Bewirtschaftung wächst er schneller nach als er verbraucht wird. Holz schützt das Klima. Als einziger Baustoff lagert er Kohlendioxid ein, das er über die Lebensdauer der Atmosphäre entzog. Holz leistet einen Beitrag zum ressourcenschonenden und nachhaltigen Bauen. Von der Bewirtschaftung bis zur Verarbeitung verbraucht das Naturprodukt wenig an Energie. Es kann recycelt werden und erzeugt keinen Sondermüll. Holzabfälle können zur Energieerzeugung genutzt werden.
Durch re-use und re-cycling spart der Holzbau an grauer Energie ein. Es unterstützt gleichzeitig eine Umbaukultur sowie das Weiterbauen.
Neue konstruktive Möglichkeiten
Holz bietet Konstruktionsvielfalt. Vom traditionellen Blockbau, über Ständer- und Tafelbauweise, Modulbau bis hin zu hybriden Konstruktionen kann der Holzbau eine Bandbreite an Lösungen anbieten. Holz hat eine hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht. Holz eignet sich als Leichtbau für Aufstockungen zur Nachverdichtung von urbanen Kontexten an. Mit dem Holzbau kann eine focierte Innenentwicklung gelingen. Holz kann als Baustoff und Konstruktionsmethode aufgrund neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen im Brandschutz (HBO) noch besser eingesetzt werden.
Kostengünstiges Bauen durch Vorfabrikation
Holz eignet sich besonders für die Vorfertigung und für das serielle Bauen. Dies spart Zeit beim Bauablauf, der Fertigstellung und mindert die Belastung bei den Anliegern. Zudem brauchen leichte Konstruktionen kleinere Fundamente. Dies spart Platz, Kosten, natürliche Ressourcen und Emissionen.
Natürliches Raumklima
Holz trägt mit seinen haptischen und optischen Qualitäten zu einem natürlichen und gesunden Raumklima bei. Als atmender Werkstoff besitz er einen hohen atmosphärischen Gehalt.
Junge Holzbaukultur aus Hessen
Aufgrund moderner Fertigungs- und Konstruktionsmethoden sowie neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen lässt sich das Potenzial des Holzbaus auf unterschiedliche Weise ausschöpfen. Nicht nur auf dem Gebiet des Wohnungsbaus oder im Schulbau sind in den letzten Jahren vorbildliche und innovative Lösungen realisiert worden, sondern auch im Verwaltungsbau oder bei Bauten für Infrastruktur und Verkehr. Diese Bandbreite einer besonders jungen Baukultur überzeugt durch Qualität und Vielfalt.
Holzbauoffensive Hessen
Die Holzbauoffensive Hessen ist eine Maßnahme der Landesregierung unter Federführung des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat. Zu den wichtigsten Partnern gehören neben der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, pro holz hessen e. V. und die LandesEnergieAgentur Hessen GmbH (LEA). Die Holzbauoffensive ist im Klimaplan Hessen 2023 – 2026 verankert.
Zur Auftaktveranstaltung „Holzbauoffensive Hessen gemeinsam starten“ am 26. April 2024 im Forstlichen Bildungszentrum in Weilburg, trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Planung, Handwerk, Forschung, Politik und Lehre, um gemeinsam Strategien zur Steigerung der Holzbauquote in Hessen zu diskutieren.
Mehr zur Auftaktveranstaltung erfahren Sie hier.
Holzbaukultur made in Hessen
Die AKH hat bereits 2019 zusammen mit dem Holzbau Cluster Hessen e.V. ein Eckpunktepapier für eine Offensive „HOLZBAUKULTUR made in Hessen“ erarbeitet. Mit der Förderung des Holzbaus lassen sich wichtige Politikziele ressortübergreifend, von der Wirtschaftsförderung bis zum Klimaschutz, bündeln.
- Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse sichern – Ländliche Regionen stärken
- Digitalisierung nutzen – Innovation fördern
- Klimaschutz sichern – Energiewende umsetzen
- Mit Klimawandel umgehen – Ressourcen verwerten
- Flächen sparen – Städte zukunftsfähig machen
- Bezahlbaren Wohnraum zügig schaffen – Serielles Bauen qualifizieren
- Pluralisierung der Lebensstile Raum geben – Lebensqualität fördern
- Baukultur fördern – Akzeptanz für Veränderung schaffeZum Eckpunktepapier
Eine Steigerung der Holzbauquote in Hessen erscheint sinnvoll. Entscheidend ist dabei eine nachhaltige Bewirtschaftung der Waldes, d.h. eine kontinuierliche Wiederaufforstung der Bestände.
Mathias Wagner, Mitglied des Hessischen Landtags und Fraktionsvorsitzender BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN