Wohnbauoffensive für Hessen
Wohnen ist ein Grundbedürfnis aller Menschen. Gute Wohnverhältnisse und ein funktionierendes Wohnumfeld sind wesentliche Voraussetzung für den sozialen Frieden und den Zusammenhalt der Gesellschaft. Ein ausreichendes und differenziertes Wohnungsangebot ist ein unverzichtbarer Standortvorteil im Wettbewerb der Regionen.
In Hessen wird für den Zeitraum von 2014 bis 2040 der Wohnungsbedarf auf rund 517.000 Wohnungen geschätzt. Jährlich sollen 37.000 Wohnungen neu entstehen. Davon entfallen 86 Prozent allein auf Südhessen.
Derzeit bleibt die Realisierungsquote weit hinter den Berechnungen und den konkreten Bedarfen zurück. Insbesondere die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum und besonderen gemeinschaftsorientierten Wohn- (und Pflege-)formen steigt und findet auf dem Wohnungsmarkt keine adäquate Entsprechung. Die jüngsten Zuwanderungsbewegungen verschärfen den Druck und verstärken die Tendenz zu räumlichen Disparitäten.
Ein Paradigmenwechsel ist gefragt, der das Thema „Wohnen für Alle“ als Strukturförderung anerkennt und zum zentralen Politikfeld erklärt. Wohnungsbau, Stadt- und Regionalentwicklung müssen zukünftig noch stärker im Zusammenhang gesehen und mit anderen Politikbereichen, z. B. der Wirtschaftsförderung, der Sozialpolitik, dem Klimaschutz und der Liegenschaftspolitik, verzahnt werden.
Herausforderungen für den Wohnungsbau
Wachsende Einfamilienhausgebiete und Handelsstandorte am Ortsrand führen auch in Hessen zu Leerstand im Ortskern. (Quelle: Bundesstiftung Baukultur: Baukultur Bericht Stadt und Land 2016/17)
Trotz sinkender Bevölkerungszahlen steigt der Flächenverbrauch im Werra-Meißner-Kreis. (Quelle: Statistisches Landesamt Hessen)
Die aktuelle Wohnungsbauentwicklung bleibt deutlich hinter dem prognostizierten Wohnungsbedarf zurück. (Quelle: Institut Wohnen und Umwelt: Wohnungsbedarfsprognose für die hessischen Landkreise und kreisfreien Städte, Mai 2016)
Prognosen 2040 werden der Pluralisierung der Lebensstile nicht gerecht. (Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Der Wohnraumbedarf in Hessen nach ausgewählten Zielgruppen und Wohnformen)
In nachgefragten Lagen macht der Bodenpreis inzwischen ein Drittel der Erstellungskosten aus. Die Vergabe öffentlicher Grundstücke nach Konzeptqualität und nicht nach dem höchsten Preis kann Segregationserscheinungen entgegenwirken. (Quelle: Statistisches Landesamt Hessen)
Die bekannten Instrumente der Raumordnung… sind zu formal und unflexibel, um gestaltende Impulse geben zu können. Eine Weiterentwicklung der planerischen Instrumentarien sowie Diskussion von Szenarien/Visionen für die Regionen sind dringend geboten!
Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Akademie für Raumforschung und Landesplanung Hannover, Internationales Symposium RÄUMLICHE REFLEXION I REFLEXIVE RÄUME Zukunftswerkstatt 2040
Meilensteine – AKH wirkt mit
Vieles liegt noch vor uns, einiges haben wir schon erreicht. Die AKH hat sich vor der Landtagswahl im Oktober 2018 mit den AKH-Wahlprüfsteinen klar und eindeutig mit einem Maßnahmenkatalog zu den aktuellen Herausforderungen sowie Handlungsstrategien zur zukünftigen Entwicklung Hessens positioniert. Einige dieser Forderungen konnte die AKH, auch im Bündnis, erfolgreich einbringen und umsetzen. AKH wirkt mit.
Staatsziel „Schaffung angemessenen Wohnraums“
Die AKH hat sich von Beginn an in der Enquete-Kommission zur Verfassungsänderung engagiert, mit dem Ziel, das Staatsziel Schaffung angemessenen Wohnraums (neben Staatsziel Förderung der Kultur und des Ehrenamtes) in der Verfassung des Landes Hessens zu verankern. Das ist mit der Volksabstimmung vom 28. Oktober 2018 gelungen und im Dezember 2018 in die Verfassung des aufgenommen worden. Ein großer Erfolg!
IIa. Staatsziele / Art. 26d Förderung der Infrastruktur: Der Staat, die Gemeinden und Gemeindeverbände fördern die Errichtung und den Erhalt der technischen, digitalen und sozialen Infrastruktur und von angemessenen Wohnraum. Der Staat wirkt auf die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land. (Auszug aus der Verfassung des Landes Hessen)
Bündelung der Zuständigkeiten für das Planen und Bauen innerhalb der Landesregierung
In der letzten Wahlperiode waren die Zuständigkeiten für das Planen und Bauen auf sechs Ressorts verteilt. Eine kohärente Baupolitik und Landesplanung wird unter diesen Voraussetzungen erschwert. Deshalb hat sich die AKH für eine Bündelung der Kompetenzen in einem eigenen, neu zugeschnitten Landesministerium für Bauen, Stadtentwicklung und Infrastruktur eingesetzt. Mit dem neuen Zuschnitt des Hessischen Landesministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen hat sich die AKH Forderung bestätigt.
Allianz für Wohnen in Hessen
Ein 12-Punkte-Programm für bezahlbaren Wohnraum
Die AKH ist Bündnispartner in der „Allianz für Wohnen in Hessen". Gemeinsam haben die Bündnispartner einen Sofortmaßnahmenkatalog erarbeitet und ihre Forderungen für eine nachhaltige Landesentwicklung formuliert.
- Wohnungsbau aktivieren – Förderbedingungen optimieren
- Bezahlbare Wohnungen sichern – Sozialbindungen gewinnen
- Neues Bauland aktivieren – kommunen unterstützen
- Ländlichen Raum stärken – Wohnraumpotenziale nutzen
- Balance beim Flächenverbrauch wahren – Strategische Planung unterstützen
- Selbstbestimmt wohnen – Barrierefreiheit fördern
- Innenentwicklung stärken – Potenziale der Städtebauförderung nutzen
- Transparenz stärken – Qualifizierte Mietspiegel fördern
- Bauen beschleunigen – Serielles bauen voranbringen
- Beteiligungsprozesse verbessern – Dialoge fördern
- Know-how verbessern – vielfältigen Wissenstransfer bieten
- Prüfung regionalplanerischer Rahmensetzungen – neue Instrumente der Regionalplanung
Kommunen müssen ihren Bestand an Liegenschaften wieder ausbauen, um Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Konzeptvergaben müssen deshalb die Regel, nicht die Ausnahme sein.
Prof. Dr. Arno Bunzel, Stellvertretender Institutsleiter, DIfU Deutsches Institut für Urbanistik: Chancen aktiver Bodenpolitik. In: Ausstellungskatalog Stadt Land Zukunft? Zukunftswerkstatt 2040, AKH 2019
Zukunftswerkstatt 2040
Publikationen zum Thema Wohnungsbau
Wohnen / Wohnumfeld
Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen / Rolf Toyka (Hrsg.)
Junius: Hamburg / Dresden 2002
WeiterWohnen – Zukunftsfähige Architektur in enger werdenden Städten
Akademie der Architekten- und Stadtplanerkammer / Martin Sommer (Hrsg.)
Jovis: Berlin 2016Zum Inhalt