Ressource Bestand weiterentwickeln: für eine neue Umbaukultur!
Die Altbausubstanz beträgt ca. 90 Prozent des gesamten Gebäudebestands. Daher ist in Anbetracht der gegenwärtigen Herausforderungen die Haltung aller beteiligten Akteure im Umgang mit dem Gebäudebestand, zwischen Erhalt, Abriss, Sanierung und Weiterentwicklung, entscheidend – Bestand braucht Haltung.
Herausforderungen für das Bauen im Bestand
Gesellschaftliche Veränderungen
Der prosperierenden Entwicklung der Metropolregion FrankfurtRheinMain steht die Bevölkerungsabnahme vor allem in den ländlichen Regionen Nord- und Mittelhessens gegenüber. In der Metropolregion sind Wohnraum und Bauflächen knapp, Infrastrukturen kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. In den übrigen Landesteilen werden trotz schwindender Bevölkerung an den Orträndern neue Wohn und Gewerbegebiete ausgewiesen, die Ortskerne fallen dagegen brach.
Gleichzeitig gilt es den Gebäudebestand an Veränderungen und Tendenzen in der Bevölkerungsentwicklung vorzubereiten, um Allen eine Teilhabe am öffentlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen.
Etwa drei Prozent des Gebäudebestandes steht unter Denkmalschutz. Die mit ca. 30 Prozent aller Bauten volumenreichsten Bauepoche der 1960er / 70er Jahre sind denkmalpflegerisch jedoch noch kaum erfasst. Es mangelt jedoch an dem für die Inventarisierung erforderlichen Personalbestand. Es droht der Verlust wertvoller Bausubstanz.
Gleichzeitig bedarf es zukunftsfähiger Nutzungskonzepte, um Leerstand zu vermeiden und eine wirtschaftliche Grundlage für den Erhalt und die Pflege des Gebäudes zu schaffen. In ländliche Gemeinden fällt dies schwerer als in Städten.
Der Klimawandel ist in Hessen angekommen. Seit der Mitte des letzten Jahrtausends steigen die Temperaturen kontinuierlich an. Extremwetterereignisse, wie Starkregen und Stürme, nehmen in Häufigkeit und Stärke zu. Die Städte und Gemeinden müssen an diese sich ändernden klimatischen Bedingungen angepasst werden.
Darüber hinaus gilt es das Fortschreiten des Klimawandels zu begrenzen. Hierfür muss eine energetische Ertüchtigung der bestehenden Bauten erfolgen und mit einer nachhaltigen Planung für einen Schutz von Ressourcen und Flächen gesorgt werden. Die Bestandgebäude sorgen für ca. 35 Prozent des gesamten Energieverbauchs und sind daher eine wichtiger Hebel zu Erreichen der Klimaschutzziele.
Kultur ermöglicht und fördert wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Sie formt unsere Identität und bestimmt, was wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen. Sie muss daher im Zentrum politischer Entwicklungsstrategien stehen, und ihr Beitrag für das Gemeinwohl muss hervorgehoben werden. Es gibt keine demokratische, friedliche und nachhaltige Entwicklung ohne Kultur.
Artikel 1, Deklaration von Davos zur Baukultur, 2018
Die AKH plädiert für ...
- eine dreifache Innenentwicklung von Städten, die Nachverdichtung mit der Sicherung und Qualifizierung von Freiräumen sowie der Entwicklung intelligenter Mobilitätskonzepte verknüpft.
- eine Innen- vor Außenentwicklung von schürfenden Gemeinden, um Ortskerne zu stärken und zu vitalisieren.
- eine Umbaukultur zu etablieren, die bestehende Qualitäten erkennt und wertschätzt und so die Weiterentwicklung des Bestandes ermöglicht.
- die Bereitstellung geeigneter Förderinstrumente, um baukulturelles Erbe zu erhalten und zu pflegen.
- Ressourcenschutz durch die Einbeziehung der grauen Energie in die energetische Gebäudebewertung (Ökobilanzierung).
- mehr energetische Ertüchtigung von Bestandsgebäuden, zum Schutz unseres Klimas und für mehr Wohnkomfort.
Eine Aufgabe für den gesamten Berufstand
Das Bauen im Bestand ist eine Querschnittsaufgabe über alle Berufssparten – Innenarchitekt*innen, Architekt*innen, Stadtplaner*innen und Landschaftsarchitekt*innen.
Publikationen zum Thema Bauen im Bestand
Vorbildliche Bauten im Bestand – Prämierte Beispiele aus Hessen
Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen / Martin Sommer (Hrsg.)
Junius: Hamburg 2007Zum Inhalt
Mehr als nur parken – Parkhäuser weiterdenken
Akademie der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen in Kooperation mit Deutsches Architektur Museum, Quantum AG und Unternehmensgruppe NH (Hrsg.)
Jovis: Berlin 2014
Neuer Baukulturbericht 2022/23 für eine "Neue Umbaukultur" erschienen!
Die Bundesstiftung Baukultur veröffentlicht zu verschiedenen Sachthemen – Stadt versus Land, Ressource Bestand, öffentlicher Raum oder Neue Umbaukultur – ihren Baukulturbericht und bietet diesen kostenlos als Download an.