Sandra Hauer

Netzwerkveranstaltung 2025

Die AKH geht nach dem erfolgreichen Start im letzten Jahr mit der Holz­bau­offensive in die zweite Runde.

Im Zuge der Holz­bau­offensive Hessen wurden die Akteur*innen entlang der Wertschöpfungskette Holz am 24. Juni 2025 in die Räume des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) eingeladen, um gemeinsam einen Blick auf bereits durchgeführte Maßnahmen, aber auch in die Zukunft zu werfen. 

Das Landwirtschaftsministerium empfing das Netzwerk der Offensive mit Grußworten von Staatssekretär Daniel Köfer und Abteilungsleiter Carsten Wilke, die über die Aktivitäten der Partner*innen informierten und erste Erfolge in den Holz­bauquoten berichteten. Seitens der Architekten- und Stadt­planer­kammer begrüßte der Vizepräsident Holger Zimmer zum zweiten Zusammenkommen des Netzwerkes; lobte die Fortschritte, zeigte aber auch Heraus­forderungen auf, die es noch anzugehen gilt.

Mit den Impulsen Ökobilanz im Holz­bau und Holz­baukompetenz in der Planung wurde ein vertiefter Blick auf ausgewählte Schwerpunktthemen geworfen. Die Podiumsdiskussion zu den Themendfeldern Rahmen­bedingungen gestalten, Holz­baukompetenz entwickeln, Regionale Wertschöpfung steigern stand im Zentrum der Nachmittagsveranstaltung und diente auch dazu die nächsten Schritte mit Vertreter*innen aus der Verwaltung und Praxis, aus Bauherrnschaft, Hochschulen und dem Handwerk zu beraten. Aus den Erkenntnissen der Maßnahmen des letzten Jahres, des Netzwerktreffens und der Diskussionen leitet sich die weitere Vorgehensweise der Offensive ab. Stellvertretende Haupt­geschäfts­führerin der AKH, Gertrudis Peters, stellte dies im abschließenden Ausblick kurz vor.

 

Im Zuge der Veranstaltung wurde der Leitfaden zum klimage­rech­teren Planen & Bauen „Ökobilanzierung in der Praxis“ vorgestellt.

Hier können Sie den Leitfaden „Ökobilanzierung in der Praxis“ als digitale Version herunterladen oder als Druckexemplar bestellen.

 

Holz­bau­offensive ist auf einem guten Weg

„Wer mit Holz baut, baut mit Ver­ant­wor­tung – für kommende Generationen, für unsere Wälder und für das Klima. Unsere Wälder sind nicht nur Lebensraum und Wasserspeicher. Wenn wir Holz aus verantwortungsvoll bewirtschafteten heimischen Wäldern nutzen, verlängern wir seine Klima­schutzwirkung weit über den Waldrand hinaus.“

Carsten Wilke vermittelte den Teilnehmenden einen einführenden Blick in die Situation des hes­si­schen Walds. Trotz enormer Waldschäden zeigen aktuelle Prognosen, dass das nach­haltig nutzbare Rohholzpotenzial auf einem insgesamt hohen Niveau bleiben werde. Wilke schloss seinen Vortrag mit der Feststellung „der Holzweg ist ein guter“.

Zimmer betonte, wie wertvoll es sei, dass „nach dem erfolgreichen Auftakt im letzten Jahr das institutionen- und branchenübergreifende Netzwerk erneut zusammenkommt, um die Holz­bau­offensive weiter voranzubringen“. Trotz zahlreicher Vorteile kämpft der Holz­bau in Hessen derzeit noch mit Vorbehalten. Um in die Umsetzung zu kommen, „bedarf es konkreter Projekte und Akteure, die gewillt sind, die Trans­formation zur Klimaneutralität auch tatsächlich zu verwirklichen“.

Impulsvorträge

Ökobilanzierung

Im ersten Impulsvortrag stellte Architekt­in Elise Pischetsrieder, Geschäfts­führerin von weberbrunner architekten aus Berlin das Instrument der Ökobilanz im Holz­bau vor. Bereits in der Entwurfsplanung lassen sich auf Bauteilebene belastbare Einschätzungen für Treibhausgasemmissionen vornehmen. Auf diese Weise hat der Bauherr eine hervor­ragende Grundlage zur Abwägung CO2-armer Bauweisen. Die Vorteile des Baustoffes Holz im Sinne des klimage­rech­ten Bauens wurden durch Beispielrechnungen deutlich und Pischetsrieder stellte die Be­deutung eines methodischen und phasenge­rech­ten Ansatzes als Grundlage zum Gelingen eines Holz­baus heraus.

Elise Pischetsrieder, weberbrunner, Berlin
Sandra Hauer

Holz­baukompetenz

Im Impulsvortrag zur Holz­baukompetenz in der Praxis, zeigte Professor und Architekt Manfred Stieglmeier auf, wie wichtig die frühzeitige Einbindung von Holz­bauexpertise in der Planung sei. Der hohe Vorfertigungsgrad bei Holz­bauvorhaben setze ein erweitertes Verständnis der Planung und eine Modifikation der Leistungen in den jeweiligen Leistungsphasen voraus. Das Wissen um den Schichtenaufbau und die Systematik der Vorfertigung sei unabdingbar für die nötige Präzision im Holz­bau. Eine Hilfestellung bieten die Ergebnisse des inter­nationalen Forschungsprojekts leanWOOD, das Werkzeuge für die Verschlankung der Prozesse beim vorgefertigten Bauen mit Holz aufzeigt.

Prof. Manfred Stieglmeier, Fachhochschule Salzburg
Sandra Hauer

„Konstruktionsge­rech­te Planung ist die Grundlage günstigen Bauens und ist erst einmal materialoffen, aber der Holz­bau eignet sich besonders gut dafür, insbesondere in Bezug auf die Klimagerechtigkeit.“

Elise Pischetsrieder

Podiumsdiskussion

Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag bei der Podiumsdiskussion über drei Fokusthemen. 

Moderiert von Gertrudis Peters, stv. Haupt­geschäfts­führerin der AKH diskutierten:

  • Rudolf Jacob, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Winnweiler
  • Roland Stöcklin, Geschäfts­führer Stadt­entwicklungs­gesellschaft Wies­ba­den mbH (SEG)
  • Prof. Dr. Achim Vogelsberg, Technische Hochschule Mittelhessen und Vorstand bei pro holzbau hessen e.V., Kassel
  • Anne Kettenburg, Architekt­in und Partnerin des Archi­tekturbüros werk.um baugewerbliche PartG mbB, Darm­stadt
  • Volker Baumgarten, Geschäfts­führer des Holz­bauunternehmens Baumgarten GmbH, Ebersburg 

Fokusthemen

Rahmen­bedingungen gestalten

In diesem Themenfeld wurde vor allem die Heraus­forderung der Vergabe herausgestellt, welche auch im Impuls zur Holz­baukompetenz von Herrn Stieglmeier angesprochen wurde. Die Bauherrschaft müsse hierbei überzeugt vom „abweichenden“ Vorgehen sein. Außerdem solle stets die Frage nach dem „Was wird wirklich benötigt?“ gestellt werden. Die immer steigenden Anforderungen an Raumprogramme, sollten bei jedem Bauvorhaben auf Plausibilität und Suffizienz geprüft werden. Möglichkeiten den Holz­bau voranzutreiben, liege in der Standardisierung und Normierung von Bauteilen, damit nicht jeder Wand- und Deckenaufbau als Individuallösung geplant werden müsse. Außerdem sollte auch bei öffentlichen kommunalen Bauvorhaben eine Prüfung der Baustoffauswahl, also die Abwägung, ob mit Holz gebaut werden kann, vorausgesetzt werden, insbesondere da die öffentlichen Auftraggeber eine Vorbildfunktion innehaben. Die sehr hohen Sicherheits- und Komfortstandards, die derzeit Anwendung beim Bauen finden, seien zu überdenken und anzupassen. 

Holz­baukompetenz entwickeln

Hier sei wichtig aus Anwendungsbeispielen und Projekten zu lernen sowohl für Auftraggebende und Planende als auch für die Bauaufsichten. Die systemische, modulare und serielle Bauweise wurde als eine Chance für die Suffizienz und die Realisierung günstigen Wohnungs­baus und sozialer Infrastruktur benannt. Bei gleichen Anforderungen mache das Verwenden von Standardgrundrissen Sinn, um Skaleneffekte zu erzielen. Dies bedeute aber auch, dass Adressbildung, Anpassung an örtliche Gegebenheiten und gestalterische Aufgabe der Archi­tekturschaf­fenden ent­scheidend für die Akzeptanz und das Gelingen der seriell ausgeführten Bauvorhaben seien. Der Modulbau selbst könne auch eine eigene Art zu Entwerfen darstellen.

Ganz allgemein setze der Holz­bau auf­grund des hohen Vorfertigungsgrades eine spezifische Holz­baukompetenz voraus, die nicht zwingend im Studium gelehrt, aber durch den Austausch mit anderen Expertinnen und Experten sowie den Ausführenden aufgebaut werden müsse. In Projekten müsse die Holz­bauexpertise frühzeitig im Planungsteam abgebildet werden.  

Die Be­deutung einer konstruktionsge­rech­ten Planung wurde deutlich herausgestellt. Die baukonstruktive Kompetenz der Studierenden sollten in der Ausbildung wieder vermehrt aufgebaut und der Entwurfsprozess daran ausgerichtet werden.

Regionale Wertschöpfung steigern

Bei diesem Fokusthema wurde deutlich, wie kleinteilig die hessische Unternehmenslandschaft im Holz­bau sei, dies gilt für Holz­bauunternehmen, wie für Archi­tekturbüros. Es lohne sich die Mitwirkung in Zusammenschlüssen, wie Ver­bänden oder Innungen, in der die Expertise gebündelt und ausgetauscht werden könne. Auch Kooperationen kleinerer Unternehmen machten Sinn, um Großprojekte gemeinsam umsetzen zu können. Dies stärke die regio­nale Wertschöpfung und überlasse nicht das Feld den „Big Playern“ der Nachbarländer. Regionalität könne außerdem durch Zertifizierungen als Ausschreibungskriterium gesichert werden; als Beispiel wurde das Label „Holz von Hier“ genannt, welches auf nach­haltige Waldbewirtschaftung und kurze Transportwege achtet. Der hohe Grad an Vorfertigung im Holz­bau könne außerdem das Bauhauptgewerbe wieder attraktiv für jüngere Menschen machen, da sich die Baustellen stark von konventionellen Bauvorhaben unterscheiden. 

„Es geht nicht darum Rettungswege oder statische Systeme in Frage zu stellen, aber wir können uns nicht erlauben weiterhin mit überhöhten Sicherheitsstandards zu bauen. Die Komplexität, die aus dem extremen Schutzniveau resultiert, führt neben einem hohem Res­sour­cenverbrauch zu erheblichen Kosten. Schutzzielgerecht Planen und Bauen kann auch durch geringeren ökologischen und ökonomischen Einsatz erreicht werden.“

Roland Stöcklin

„Holz­baukonstruktionen müssen nicht von jedem Unternehmen neu gedacht werden. Eine Standardisierung von Wand- und Deckenaufbauten in einem Bauteilkatalog würde Planungssicherheit und gleichzeitig Skaleneffekte generieren.“

 

Volker Baumgarten

Vorhaben der AKH

Ausblick

Gertrudis Peters verabschiedete das Netzwerk mit einer Zusammenfassung der Handlungsfelder und gab einen Ausblick für die geplanten Maßnahmen im Jahr 2025. 

Hochschuldialog

Der Hochschuldialog ist letztes Jahr angestoßen worden und hat zum Ziel die Holz­baulehre und -forschung an den hes­si­schen Hochschulen im Bereich Archi­tektur und Bauningenieurwesen besser mit­ein­ander zu vernetzen, Kooperationen zu er­mög­lichen und den Holz­bau bereits in der Ausbildung der Fachkräfte zu fördern. Dieses Jahr liegt der Fokus darauf, gemeinsam Strategien zu erarbeiten die Kompetenzen für einen qualitätvollen Holz­bau zu sichern und zu entwickeln. Der Hochschuldialog bringt alle Hochschulen an einen Tisch und ermöglicht den fachlichen Austausch auf Arbeitsebene. 

 

Studie  „Elementiertes Bauen in Holz im Wohnungs­bau“

Der Austausch mit Auftraggeber*innen und der Bauherrnschaft ist besonders wichtig, um Vorbehalte zu erkennen und abzubauen. Dieses Jahr wird eine Studie zum „Elementierten Bauen in Holz im Wohnungs­bau“ bearbeitet, welche die Chancen des systemischen Bauens für die Wohnungsnot darstellen kann. In Zusammen­arbeit mit erfahrenen Planenden, ausgewählten Wohnbaugesellschaften und Unternehmen der Holzwirtschaft sollen die funktionalen Anforderungen an Wohnungstypen und digitalen Fertigungsmethoden in Abgleich gebracht werden und Fragen der Vergabe und denkbarer Skaleneffekte näher untersucht werden.

Die Ergebnisse der Studie und des Hochschuldialogs werden im Rahmen der 3. Netzwerkveranstaltung im Frühjahr 2026 vorgestellt.

„Manchmal hilft es mehr, es einfach zu tun, anstatt immer zu fragen, was alles nicht geht.“

Rudolf Jacob

Impressionen der Veranstaltung

Sandra Hauer
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Weitere In­for­ma­tio­nen

Die Presse­mitteilung des Landwirtschaftministeriums zur Veranstaltung finden Sie hier

Weitere In­for­ma­tio­nen zur Holz­bau­offensive Hessen finden Sie auf der offiziellen Website