AKH/Christoph Rau

Bestand braucht Haltung – Das Erbe der Nachkriegsmoderne weiterdenken

Die Reihe „Ungeliebte Moderne?“ wird seit 2006 jährlich in Kooperation zwischen dem Landesamt für Denkmal­pflege Hessen und  der Arbeitsgruppe „Architekten in der Denkmal­pflege und Bauen im Bestand“ der Architekten- und Stadt­planer­kammer Hessen organisiert und durchgeführt. 

Ungeliebte Moderne? Ein Zusammenspiel von Theorie und Praxis

Das interdisziplinäre Zusammentreffen von Fachleuten aus Theorie und Praxis findet stets beim zu verhandelnden Objekt vor Ort statt. Neben der konkreten Auseinandersetzung und Objektanalyse werden Fachvorträge, Diskussionen und Objektbegehungen angeboten.
Im Rahmen der Veranstaltung werden Zielsetzungen der ar­chi­tek­to­nischen, stadt- und freiraumplanerischen Konzeption, die Qualität und Materialität dieses besonderen baukulturellen Erbes der Nachkriegs- und Spätmoderne sowie Strategien für deren Akzeptanz und Weiter­entwicklung in unsere heutige Zeit und für die nachfolgenden Generationen diskutiert.

Das Format „Ungeliebte Moderne?“ möchte den unter­schiedlichen Bündnispartnern ein Hilfsinstrument zur Seite stellen:

  • im Umgang mit Leerstand 
  • auf der Suche nach neuen baukulturellen Leitbildern
  • in der Anpassung des Bestands an neue Raumkonzepte
  • in der Trans­formation von Stadt bzw. Land von monofunktionalen zu multicodierten Lebens- sowie Verkehrsräumen
  • in der Frage Innenentwicklung vor Außenentwicklung
  • zur Förderung der regio­nalen und ortsspezifischen Bau­kultur.
Bundesstiftung Bau­kultur
Bundesstiftung Bau­kultur

Im Sinne eines Auftakts bzw. eines vorgeschalteten Monitorings für eine mögliche „Phase 0“ bietet das Format „Ungeliebte Moderne?“ folgende Aspekte:

  • einen neutralen Verhandlungsrahmen 
  • den interdisziplinären Austausch 
  • das Zusammenführen unterschiedlicher Nutzer- und Interessensgruppen
  • die Möglichkeit der Netzwerkbildung
  • die Förderung an Akzeptanz für das baukulturelle Erbe und des Weiterbauens
  • eine erste Positionsbestimmung

Das Kulturerbe ist ein zentrales Element hoher Bau­kultur. Die Art, wie wir das kulturerbe heute nutzen, pflegen und schützen, wird ent­scheidend sein für die zukünftige Ent­wick­lung einer gebauten Umwelt von hoher Qualität.

Artikel 9, Deklaration von Davos zur Bau­kultur, 2018

Projekte der Ungeliebten Moderne?

Ernst-Reuter-Schule Frank­furt

Die Ernst-Reuter-Schule, errichtet zu Beginn der Sechzigerjahre, war von Anfang an als Modell- und Experimentalschule ausgelegt. Sie bildete einen zentralen Bau­stein des neu entstandenen Stadtteils. Sie machte mit ihren reformpädagogischen Ansätzen von sich reden, die für den heutigen Lehrbetrieb teilweise noch selbstverständlich sind. Der Schulkomplex wird heute von einer achtzügigen Integrierten Gesamtschule sowie einem Oberstufen-gymnasium mit weit über 2.000 Schülerinnen und Schülern genutzt. Das aktuelle Thema „Inklusion“ hat sehr hohen Stellenwert.

Die Gesamtanlage mit ihrem sehr markanten strukturalistischen Plankonzept ist in weiten Teilen authentisch, ohne große Umbauten von Innen- und Außenraum, geblieben. Sie zeigt aber einen hohen Sanierungsbedarf an, um auch den zukünftigen Schulbetrieb mit seiner Neuausrichtung zu einer offenen Lernlandschaft gewährleisten zu können.

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AKH/C. Rau
AKH/C. Rau

Treppenstraße Kassel

Die Veranstaltung widmete sich einer aktuell brisanten Thematik und einem bisher eher unbeachteten Aspekt in der Bauforschung – die des „öffentlichen Raums“ und des „städtischen Grüns“ aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren.
Die Stadt Kassel zählt mit dem Stadtumbau zur „autoge­rech­ten Stadt“ und seinen baulichen Zeugnissen des Wiederaufbaus zu dem bundesweit einzigartigen baukulturellem Erbe der Fünfziger- und Sechzigerjahre, welches bis heute nahezu erhalten blieb. 

An vielen Stellen der Stadt hat bereits die Umgestaltung des Stadtraums an heutige funktionale und ästhetische Bedürfnisse begonnen. Es gilt die Sensibilisierung und Wertschätzung dieses gartenkulturellen Erbes der Fünfziger- und Sechzigerjahre zu fördern sowie Kriterien zur Inventarisierung, Erforschung, zum Schutz und zum langfristigen Erhalt einer „Grünen Nachkriegsmoderne“ zu formulieren.

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Publikation zum Thema Bauen im Bestand

Vor­bild­liche Bauten im Bestand – Prämierte Beispiele aus Hessen
Architekten- und Stadt­planer­kammer Hessen / Martin Sommer (Hrsg.)
Junius: Hamburg 2007Zum Inhalt