Grüne Nachkriegsmoderne: Treppenstraße Kassel
Die Veranstaltung widmet sich einer aktuell brisanten Thematik und einem bisher eher unbeachteten Aspekt in der Bauforschung – Über das Verschwinden des öffentlichen Raums und städtischen Grüns aus der Zeit der Nachkriegsmoderne.
Thema
Die Stadt Kassel zählt mit dem Stadtumbau zur „autogerechten Stadt“ und seinen baulichen Zeugnissen des Wiederaufbaus zu dem bundesweit einzigartigen baukulturellem Erbe der Fünfziger- und Sechzigerjahre, welches bis heute nahezu erhalten blieb. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die Planung und Gestaltung der Treppenstraße ein, welche als „erste“ Fußgängerzone in der damals jungen Bundesrepublik bereits kurz nach Fertigstellung zur Bundesgartenschau 1955 internationale Beachtung fand. Als wichtiges städtebauliches Gelenk verbindet sie, räumlich wie visuell, die Innenstadt mit der Parklandschaft der Karlsaue. Seit 1984 steht die „Sachgesamtheit“ Treppenstraße unter Denkmalschutz.
Die Umlenkung von Verkehrs- und Konsumströmen, der Leerstand der Einzelhandelsgeschäfte, die Frage nach Mobilitätsgerechtigkeit oder neue Leitbilder der Stadt stellen eine große Herausforderung zum Erhalt dieses Fünfzigerjahre-Ensembles aus flankierender Stufenbebauung und kaskadenförmiger Freiraumskulptur mit grünen Ruheinseln dar.
An vielen Stellen der Stadt, wie der Oberen und Unteren Königsstraße, hat bereits die Umgestaltung des Stadtraums an heutige funktionale und ästhetische Bedürfnisse begonnen. Eine Überformung des Brüder-Grimm-Platzes könnte in nächster Zeit folgen.
Die Veranstaltung möchte nach Qualitäten, Eigenheiten und typischen Gestaltungselementen (Raumstruktur, Formensprache, Materialien, Ausstattung und Pflanzensorten) dieser öffentlichen Räume und Grünanlagen fragen, die Sensibilisierung und Wertschätzung dieses gartenkulturellen Erbes der Fünfziger- und Sechzigerjahre fördern sowie Kriterien zur Inventarisierung, Erforschung, zum Schutz und zum langfristigen Erhalt einer „Grünen Nachkriegsmoderne“ formulieren.
Eindrücke vor Ort
Programm
Begrüßung und Einführung
Peter Bitsch, Vize-Präsident, Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen
Einführung „Ungeliebte Moderne? Stiefkind Öffentlicher Raum und Städtisches Grün"
Heinz Wionski, Landeskonservator, Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Die Kasseler Treppenstraße – Leitbilder für eine städtebauliche Ikone 1944 bis 1954
Dr. Folckert Lüken-Isberner, Stadt- und Regionalplaner, Kassel
Grüne Nachkriegsmoderne in Kassel
Dr. Frank Lorberg, Fachgebiet Landschaftsbau, Landschaftsmanagement, Vegetationstechnik, Universität Kassel
Spaziergangswissenschaft: Stadt anders sehen
Prof. Martin Schmitz, Lucius & Annemarie Burckhardt Professur, Kunsthochschule Kassel
Picknick auf der Treppenstraße
Rundgänge auf der Treppenstraße (1948, 1951-57, Architekt: Werner Hasper, Grünkonzept: Oswald Sauer)
STATION 01: Gestaltung Scheidemannplatz „Eingang Treppenstraße“
Tobias Mann, Mann Landschaftsarchitektur, Fulda
STATION 02: Denkmaltopografie „Gesamtanlage Treppenstraße“ (Ensemble Treppenstraße/Neue Fahrt; Zeitschichten Grünkonzept)
Marie Heinemann, Stadtplanung, Bauaufsicht und Denkmalschutz, Stadt Kassel & Jasmin Sanchez Lux, Stadtplanung, Bauaufsicht und Denkmalschutz, Stadt Kassel, (beratend in der Gruppe Christine Schneider, Botanischer Garten, Stadt Kassel)
STATION 03: Anschluss Treppenstraße und Neugestaltung Untere/Obere Königsstraße
Anne Kirschbaum, Stadtplanung, Bauaufsicht und Denkmalschutz, Stadt Kassel
Gestaltungs- und Sanierungsleitfaden „Die Modernen 50er“ am Beispiel der Eisenbahnstraße in Saarbrücken
Dr. Rena Wandel-Hoefer, Architektin, Baudezernentin a.D. Stadt Saarbrücken, Gestaltungs- und Denkmalbeirat Stadt Wiesbaden
Gartendenkmalpflege am Beispiel Hansabücherei und Akademie der Künste im Hansaviertel Berlin
Fiona Laudamus, Landschaftsarchitektin, Büro HORTEC, Berlin
Diskussion: Bestand braucht Haltung zwischen erhaltenswerter Bausubstanz und einer Charta für Baukultur
Ann-Catherine Krauss, Raumordnung und Stadtentwicklung, IHK Kassel-Marburg, Kassel
Fiona Laudamus, Landschaftsarchitektin, Büro HORTEC, Berlin
Christof Nolda, Stadtbaurat, Bündnis 90/Die Grünen, Stadt Kassel
Dr. Rena Wandel-Hoefer, Architektin, Baudezernentin a.D. Stadt Saarbrücken, Gestaltungs- und Denkmalbeirat Stadt Wiesbaden
Dr. Tobias Wolf, Städtebauliche Denkmalpflege, LfD Hessen, Außenstelle Marburg
Moderation: Florian Dreher, Referent für Baukultur, Wirtschaft und Hochschulwesen, AKH
Veranstaltungsort
Jugendamt der Stadt Kassel (ehemals Elektrizitäts- und Aktiengesellschaft Mitteldeutschland, 1955, Architekten: Fleischmann und Seidel), Scheidemannplatz 1, 34117 Kassel