
Schneller bauen, aber mit Plan: AKH warnt vor Fehlentwicklungen durch Bau-Turbo
Mit dem heutigen Beschluss des Bundestags zum sogenannten „Bau-Turbo“ (§ 246e BauGB) sollen Wohnungsbauvorhaben künftig schneller und mit weniger bürokratischem Aufwand umgesetzt werden. Die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) begrüßt das politische Ziel, mehr Wohnungen zu schaffen und Planungsverfahren zu beschleunigen. Sie warnt jedoch davor, dass die kurzfristige Deregulierung zulasten langfristiger Stadtqualität und funktionierender Infrastruktur gehen könnte.
„Wir brauchen Tempo im Wohnungsbau – aber wir dürfen dabei nicht den Kompass verlieren“, sagt Gerhard Greiner, Präsident der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen. „Entscheidend ist nicht, wie schnell gebaut wird, sondern wo und wie. Nur durch vorausschauende Planung und die kluge Nutzung bestehender Potenziale entstehen lebenswerte Quartiere, die dauerhaft funktionieren.“
Der neue § 246e BauGB erlaubt es Kommunen von zentralen planungsrechtlichen Vorschriften abzuweichen, um schneller Bauland auszuweisen. Aus Sicht der AKH droht dabei jedoch eine Fehlsteuerung: Der Gesetzgeber öffnet damit den Weg für mehr Erschließung von bisher unbebauten Bereichen, mit den bekannten Folgen von Zersiedelung, steigenden Infrastrukturkosten und zusätzlicher Flächenversiegelung.
Die AKH fordert, die neuen Beschleunigungsinstrumente gezielt für innerörtliche Entwicklung, Nachverdichtung und Umnutzung bestehender Gebäude einzusetzen. Hier liege das eigentliche Potenzial, um Wohnraum zu schaffen, kommunale Infrastruktur zu erhalten und dabei Boden wie Klima zu schonen.
Greiner betont: „Planung ist kein Hemmschuh, sondern ein Beschleuniger, wenn sie frühzeitig und strategisch eingesetzt wird. Wer ohne Plan baut, schafft neue Probleme, wer gut plant, schafft Lösungen, die Bestand haben.“
Die AKH plädiert dafür, den „Bau-Turbo“ mittelfristig zu einem „UmBau-Turbo“ weiterzuentwickeln, der den Fokus auf die Qualifizierung des Bestands, Innenentwicklung und klimaangepasstes Bauen legt.
Ansprechpartnerin für die Medien:
Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH), KdöR
Marion Mugrabi, Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0611 – 17 38 47
E-Mail: mugrabi@ akh.de ǀ presse@ akh.de