
Demokratie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main, vertreten durch Oberbürgermeister Mike Josef (Stabsstelle Entwicklung Paulskirche / Haus der Demokratie), lobt einen einphasigen offenen interdisziplinären Ideenwettbewerb gemäß den Richtlinien der RPW 2013 aus.
Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Sie entwickelt sich über Jahrhunderte und durchläuft immer wieder Höhen und Tiefen. Die Stadt Frankfurt am Main beabsichtigt, die Paulskirche, Tagungsort der ersten deutschen Nationalversammlung von 1848/49, um ein Haus der Demokratie zu erweitern. Beide Orte sollen zu offenen, demokratischen Räumen für alle werden, in denen die Vergangenheit reflektiert, die Gegenwart diskutiert und die Zukunft verhandelt werden kann.
Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpft die Stadt mit der Paulskirche an die demokratischen Ideen von 1848 an. Das Gebäude dient als Debattenort für den gesellschaftlichen Diskurs zu Kriegsschuld und Holocaust. Bis heute wird von hier aus über die aktuellen politischen Fragen und Herausforderungen debattiert – in der Paulskirche selbst mit geschliffenen Worten und draußen auf dem Paulsplatz bei Demonstrationen und Kundgebungen. Die historische Bedeutung macht die Paulskirche zu einem besonders kraftvollen und symbolträchtigen Ort. Paulskirche und das künftige Haus der Demokratie stehen für Dialog, Begegnung und einen offenen demokratischen Diskurs.
Wo das Haus der Demokratie entstehen wird, soll dieser offene Ideenwettbewerb entscheiden. Es sind kreative Ideen und Visionen gefragt, für einen neuen Ort mit internationaler Strahlkraft: Ein Haus der Demokratie in konzeptioneller und räumlicher Einheit mit Paulskirche und Paulsplatz, eingebettet in die unmittelbare stadträumliche Umgebung.
Wir werden den gesamten Planungsprozess für das Haus der Demokratie offen und partizipativ gestalten, um sicherzustellen, dass Gedanken, Ideen und Perspektiven der Bürgerinnen und Bürger systematisch gehört und aufgegriffen werden können.
Ausszüge aus einem Grusswort von Mike Josef - Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main
Geschichtliches
Gegenstand des Wettbewerbs
Die übergeordnete Aufgabe ist die Entwicklung eines räumlichen Gesamtkonzeptes in enger Beziehung zur Paulskirche. Dabei soll das gesamte Areal rund um die Paulskirche mitgedacht werden und die Aufenthaltsqualität des Paulsplatzes verbessert werden. Neben einem Neubau ist es auch denkbar, das Bestandsgebäude der Kämmerei (Teil des Rathauses) umzunutzen und zu modernisieren. Schlussendlich soll ein Ensemble entstehen, dass ein zukunftsweisendes Bild von Demokratie vermitteln wird. Mit den Ergebnissen des Ideenwettbewerbs beginnt der kooperative und partizipative Prozess, der in dem dann folgenden Realisierungswettbewerb mündet. Ziel ist es, das Projekt von Anfang an öffentlich zu diskutieren und gemeinsam mit Menschen unterschiedlichster Milieus zu gestalten.
Um die Paulskirche angemessen ins Licht zu rücken und einen neuen Ort zur Reflexion über Demokratie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schaffen, soll sie nun saniert und um das Haus der Demokratie ergänzt werden. Nach dem Beschluss der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung 2019 hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Zukunft der Paulskirche auch zu einer bundesweiten Aufgabe erklärt und wünscht sich einen „authentischen Ort, der an Revolution, Parlamentarismus und Grundrechte nicht nur museal erinnert, sondern zu einem Erlebnisort wird“. Gemeinsam haben die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und die Bundesrepublik Deutschland 2021 eine Expertenkommission Paulskirche einberufen, die 2023 ihre Empfehlungen vorgestellt hatte. Im geplanten Haus der Demokratie sollen Ausstellungsflächen für eine historische Präsentation, ein Labor und Workshop-Räume für demokratische Praxis eingerichtet werden. Der neue Ort soll Raum für grundsätzliche politische Themen schaffen: Wahlen und Wahlrecht, Grundrechte, das Verhältnis von Demokratie und Nationalstaat, Europäisierung und Globalisierung, Populismus, Politikverdrossenheit, die Kritik an und das Ressentiment gegen Parlamentarismus und politische Parteien sowie generell die Frage, was demokratische Gesellschaften auszeichnet, zusammenhält oder gefährdet.
Die Herausforderung besteht darin, das Bewusstsein für die Geschichte und die Bedeutung der Paulskirche zu fördern, das unter Denkmalschutz stehende Nachkriegsgebäude der Paulskirche behutsam zu sanieren und für zukünftige Generationen offen und einladend zu gestalten. Das Haus der Demokratie wird ergänzend den Schwerpunkt auf aktuelle Themen setzen und als spielerischer und streitbarer Ort demokratischer Praxis fungieren. Durch ein integriertes Gesamtkonzept verbunden, gestalten Paulskirche und Haus der Demokratie einen neuen Erinnerungs-, Gedenk- und Lernort mit Wirkung weit über Frankfurt hinaus.
Im Juni 2025 ist das Preisgericht zusammengekommen und prämierte zehn Arbeiten gleichwertig
- Prämiert (22.000 Euro): SCHULZE BERGER Architekten Stadtplaner BDA PartG mbB, Dipl.-Ing. Architekt TUM Andreas Wolf Schulze, Dipl.-Ing. Architekt BDA Oliver Berger, Dipl.-Ing. Architekt, Städtebauarchitekt, Stadtplaner BDA DWB Prof. Wolfgang Schulze, Kassel
- Prämiert (22.000 Euro): Lennart Beckebanze, Architekt M. A. mit Leila Ravandi, Landschaftsarchitektin M. A., beide Berlin
- Prämiert (22.000 Euro): Atelier Lorentzen Langkilde Aps, Architect maa Kasper Lorentzen, Stadtplanung Kristian Langkilde, Copenhagen
- Prämiert (22.000 Euro): kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH, Dipl.-Ing. Architektin und Stadtplanerin Prof. Susanne Gross, Dipl.-Ing. Architekt Prof. Johannes Kister, Köln
- Prämiert (22.000 Euro): schneider+schumacher Planungsgesellschaft mbH, Dipl.-Ing. Architekt und Stadtplaner Till Schneider, Prof. Dipl.-Ing. Architektin Astrid Wuttke, Frankfurt am Main
- Prämiert (22.000 Euro): Michael Frielinghaus Dipl.-Ing. Architekt, Friedberg mit Raimund Haase Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt, Münzenberg
- Prämiert (22.000 Euro): SERO ARCHITEKTEN Minkus Schroeter Partnerschaft mbB, Dipl.-Ing. (FH) Architekt BDA Sebastian Schröter, Dipl.-Ing. Architekt BDA Felix Minkus, Leipzig mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten GmbH, Freischaffender Landschaftsarchitekt Prof. Rainer Schmidt, München
- Prämiert (22.000 Euro): rethmeierschlaich architekten PartG mbB, Dipl.-Ing. Architekt Andre Rethmeier, Dipl.-Ing. Architekt Christoph Schlaich mit swstudio, Dipl.-Ing. Architektin Wiebke Schlüter und KNÜVENER ARCHITEKTURLANDSCHAFT, Dipl.-Ing. Architekt BDA und Master in Advanced Studies Landschaftsarchitektur ETH Zürich Landschaftsarchitekt Thomas Knüvener, alle Köln
- Prämiert (22.000 Euro): MARCUS WAGNER ARCHITEKTUR, Dipl.-Ing. (FH) Architekt Marcus Wagner, Dortmund mit SOWATORINI Landschaft PartmbB, Landschaftsarchitekt B. Sc. Sebastian Sowa, Landschaftsarchitekt M. Sc. Gianluca Torini, Berlin
- Prämiert (22.000 Euro): unique assemblage Architekten Probst Schlachter PartG mbB, Dipl.-Ing. Architekt Alexander Probst, Dipl.-Ing. Architekt Ralf Schlachter, Frankfurt am Main mit faktorgruen Landschaftsarchitekten bdla Beratende Ingenieure Partnerschaftsgesellschaft mbB, Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsarchitekt bdla Martin Schedlbauer, Freiburg
Prämierte Arbeiten in der Übersicht
Gleichwertiger Preis

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Prämierte Arbeit
Der Arbeit gelingt eine solide, klar ablesbare Dreiteilung von ehemaliger Stadtkämmerei / neues Haus der Demokratie, Paulskirche und Platanenhain als Stadtgarten. Sehr gut gelingt es mit wenigen realisierbaren Eingriffen ein stadträumlich schlüssiges Gesamtkonzept mit klarer Adressbildung anzubieten.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger SCHULZE BERGER Architekten Stadtplaner BDA PartG mbB
Prämierte Arbeit
Die Umnutzung der Stadtkämmerei zum „Haus der Demokratie“ gelingt überzeugend: Die gezielte Öffnung zur Paulskirche hin – durch das Entfernen von Decken und Wänden bis in das zweite Obergeschoss – schafft einen großzügigen und einladenden Eingangsbereich, der symbolisch und funktional für Transparenz und Teilhabe steht.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger Lennart Beckebanze mit Leila Ravandi
Prämierte Arbeit
Nach außen sichtbar wird die Konversion der Stadtkämmerei durch einen neuen Dachaufbau in Form eines neuen Steildaches mit einer skulptural aufgewölbten Traufe, in Form von Fledermausgauben in alle Himmelsrichtungen, die historisch gelungen hergeleitet sind.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger Atelier Lorentzen Langkilde Aps
Prämierte Arbeit
Die Anbindung an die Paulskirche geschieht mit Zurückhaltung und Klarheit – nicht als architektonischer Zugriff, sondern als gestalterischer Schulterschluss. So könnte mitten in der Stadt ein Ort entstehen, der den demokratischen Gedanken nicht nur beherbergt, sondern auch ausstrahlt.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH
Prämierte Arbeit
Insgesamt stellt diese Arbeit einen wertvollen Diskussionsbeitrag dar, der mit „lauter Stimme“ eine Position zu einer grundsätzlichen Überbauung des Platanenhains formuliert und in seiner Radikalität zur Auseinandersetzung einlädt.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger schneider+schumacher Planungsgesellschaft mbH
Prämierte Arbeit
Der schlichte Baukörper wirkt gegenüber den benachbarten Gebäuden – insbesondere der Paulskirche – in Formensprache und Ausdruck angemessen zurückhaltend. Die Wegeführungen und unterirdische Anbindung der Paulskirche erscheinen sehr gut gelöst.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger Michael Frielinghaus mit Raimund Haase
Prämierte Arbeit
Das Haus der Demokratie wird in der Stadtkämmerei untergebracht. Es erhält ein begehbares, begrüntes Dach mit zwei Pavillonbauten, in dessen Mitte eine Bühnen-Tribünen-Situation die Möglichkeit des Austauschens und Debattierens bietet und somit das Thema des Gebäudes gekonnt bis hinauf aufs Dach zieht.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger SERO ARCHITEKTEN Minkus Schroeter Partnerschaft mbB mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten GmbH
Prämierte Arbeit
Die Unterbringung des Hauses der Demokratie im Bestand ohne unterirdische Anlagen erscheint in dieser Arbeit mit dem Schwerpunkt auf einer klimaresilienten Stadt besonders sinnfällig und in der Haltung konsequent.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger rethmeierschlaich architekten PartG mbB mit swstudio und KNÜVENER ARCHITEKTURLANDSCHAFT
Prämierte Arbeit
Insgesamt schlägt die Arbeit „Das Parlament im Freien“ gut ausformulierte niederschwellige und barrierefreie Angebote vor, die insbesondere im Freiraum liegen und in Teilen auch interessante Verknüpfungen der Erdgeschosszonen mit dem öffentlichen Raum umfassen.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger MARCUS WAGNER ARCHITEKTUR mit SOWATORINI Landschaft PartmbB
Prämierte Arbeit
Das Projekt schafft es über seine wahrnehmbare Zeichenhaftigkeit aus dem öffentlichen Raum heraus einen starken, zeitgemäßen Ausdruck für einen Ort der Demokratie an der Paulskirche in Frankfurt zu erschaffen.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Preisträger unique assemblage Architekten Probst Schlachter PartG mbB mit faktorgruen Landschaftsarchitekten bdla Beratende Ingenieure Partnerschaftsgesellschaft mbB
Steckbrief
Wettbewerbstitel | Einphasiger offener interdisziplinärer Ideenwettbewerb Haus der Demokratie, Frankfurt am Main |
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Auslober | Stadt Frankfurt am Main – Der Magistrat, vertreten durch Oberbürgermeister Mike Josef Stabsstelle Entwicklung Paulskirche / Haus der Demokratie, Markt 17, Frankfurt am Main |
Wettbewerbsmanagement | C4C | competence for competitions Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung, Lützowstraße 93, Berlin |
Teilnehmer | Architekt*innen und / oder Stadtplaner*innen und / oder Landschaftsarchitekt*innen |
Beteiligung | 126 Arbeiten |
Fachpreisgericht | Prof. Christa Reicher, Architektin, Aachen (Vorsitz) |
Sachpreisgericht | Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, Bürgermeisterin Stadt Frankfurt am Main Dr. Jan Gerchow, ehem. Direktor Historisches Museum Frankfurt am Main Prof. Dr. Marcus Gwechenberger, Dezernat III Planen und Wohnen Bernd Heidenreich, Ehrenamtlicher Magistrat Mike Josef, Oberbürgermeister Stadt Frankfurt am Main Lars-Christian Uhlig BBSR, Nationale Projekte des Städtebaus Michael Weber, Ortsvorsteher OBR 1 Mikael Horstmann, Ehrenamtlicher Magistrat (Stellvertretung) Matthias Pöhler BBSR, Nationale Projekte des Städtebaus (Stellvertretung) Markus Radermacher, Dezernat Planen und Wohnen (Stellvertretung) Tina Zapf-Rodríguez, Dezernat X Klima, Umwelt und Frauen (Stellvertretung) Philipp Sturm, Stabsstelle Entwicklung Paulskirche / Haus der Demokratie (Stellvertretung) |
Sachverständige | Renate Friedrich, Grünflächenamt Gerrit Heidenfelder, Denkmalamt Britta Kisters, Amt für Bauen und Immobilien Nora Kramer, Stabsstelle Entwicklung Paulskirche / Haus der Demokratie Karsten Krüger, Stadtplanungsamt Jana Leoni, Klimareferat Dr. Dorothee Linnemann, Historisches Museum Frankfurt Andrea Lotz-Bauscher, Stabsstelle Paulskirche Eva Katharina, Prüfer Hauptamt Eike Rothauge, Amt für Straßenbau und Erschließung Nils Schalk, Stadtplanungsamt Sören Schmidt, Stabsstelle Inklusion Jessica Voth, Grünflächenamt Dr. Armin von Ungern-Sternberg, Amt für multikulturelle Angelegenheiten Dr. Maria Wüllenkemper, Landesamt für Denkmalpflege Hessen |