Manuel Rausch, KIT Fakultät für Ar­chi­tek­tur

18.10.2023 | AKH, Bau­kultur, Presse

Hessischer Architektentag 2023 Future Change: Nachhaltig bauen – bezahlbar wohnen

Wies­ba­den/Neu-Isenburg, 18. Oktober 2023 – Den dringend benötigten Wohnungs­bau durch innovative Planung nach­haltig und qualitätsvoll, ressourcenschonend und kostengünstig gestalten – mit der Frage, wie dies gelingen kann beschäftigte sich der von der Architekten- und Stadt­planer­kammer (AKH) ausgerichtete Hessische Architektentag am 18. Oktober 2023 in Neu-Isenburg. Expert*innen verschiedener Fach­richtungen diskutierten Lösungs­vorschläge, um sowohl die Klimaziele zu erfüllen als auch den notwendigen bezahl­baren Wohnraum zu schaf­fen. „Sowohl ein Mehr an Wohnungs­bau als auch ein Mehr an Nachhaltigkeit verlangen nach neuen Lösungen im Planen und Bauen. Beides kann nur im Zusammen­hang betrachtet werden“, betonte Brigitte Holz, Präsidentin der Architekten- und Stadt­planer­kammer Hessen und Gastgeberin der Tagung, bei ihrer Eröffnungsrede vor rund 400 Teilnehmenden.

Die spürbaren Folgen des Klimawandels zwingen zum Umdenken im Bauwesen. Die in weiten Teilen mittlerweile als Wohnungsnot zu bezeichnende Lage verschärft die Situation. Die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum ist angesichts steigender Preise und Zinsen massiv in den Fokus gerückt. Die Kombination von drastisch gestiegenen Baupreisen und einem immer drängender werdenden Fachkräftemangel führt zu einer extrem schwierigen Situation. Der Hessische Architektentag ist Teil der Aktivitäten der Kammer zur Stärkung des nach­haltigen Planens und Bauens. AKH-Präsidentin Holz appellierte in Neu-Isenburg: „Ein wesentliches Element des Trans­for­ma­ti­onsprozesses sind eine veränderte Haltung und größere Wertschätzung gegenüber dem Bestand. Wir  dürfen uns nicht nur mit quantitativem, sondern müssen uns viel mehr als bislang mit
qualitativem Wachstum auseinandersetzen. Es sollte zum neuen Leitbild für das Bauen werden. Wir brauchen einen strukturierten Systemwechsel von der linearen Bau­wirtschaft zur Kreislaufbauwirtschaft. Der Anspruch an nach­haltiges Planen und Bauen muss zum neuen Normal werden.“

Architekt Prof. Florian Nagler, Lehrstuhlinhaber für Entwerfen und Konstruieren an der TU München, berichtete von seinem Forschungsprojekt, mit dem er und sein Team zeigen konnten, dass robuste Bauteile mit High-Tech-Varianten mithalten können. „Die Frage, wie wir das Bauen wieder entkomplizieren und weniger auf den Einsatz von Technik als wieder mehr auf die ureigenen Leis­tungen der Ar­chi­tek­tur setzen können, beschäftigt mich seit Jahren intensiv. Unser Forschungsprojekt „einfach bauen“ an der TU München hat uns hier eine Tür geöffnet zu einer Vielzahl von Möglichkeiten, wie wir in Zukunft verantwortungsvoll bauen und darüber hinaus vielleicht auch eine neue Ar­chi­tek­tursprache entwickeln können“, so der Geschäfts­führer des Büros Florian Nagler Architekten in München.

Strategien und prototypische Gebäude, die durch gezielten Res­sour­ceneinsatz und Anpassungsfähigkeit lange Lebenszyklen von Gebäuden er­mög­lichen, stellte Prof. Nanni Grau, Mitbegründerin des Büros Hütten & Paläste in Berlin, vor. „Die aktuelle Ar­chi­tek­turproduktion entsteht immer häufiger in einem offenen Dialog. Bedingungen und Frage­stellungen ändern sich im Laufe des Planungsprozesses sowie nach Fertigstellung in der Nutzung. Ein Ar­chi­tek­turverständnis, das Gebäude grundsätzlich in ihrer Veränderbarkeit als vernetzte Lebensräume und Teile von Kreisläufen begreift, lädt ein zu spannenden Entwurfskonzepten und reduziert den Res­sour­cenverbrauch gleichermaßen“, erklärte die Architekt­in und Professorin für Bauen im Bestand an der Hochschule München.

Neben AKH-Präsidentin Brigitte Holz referierten beim Hessischen Architektentag 2023:

  • Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Wies­ba­den
  • Prof. Florian Nagler, Architekt, Professor für Entwerfen und Konstruieren an der TU München, Florian Nagler Architekten GmbH, München:
    Einfach bauen – Forschung praktisch umsetzen
  • Prof. Dr. Anupama Kundoo, Architekt­in, Professorin für Entwurf Tragwerk an der FH Potsdam, Anupama Kundoo architects, Berlin und Pune/Pondicherry, Indien:
    Rethinking Materiality: Human and Natural Resources
  • Dr. Robert Kaltenbrunner, Architekt und Stadt­planer, Stv. Direktor des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Berlin:
    Retroaktiver Fortschritt? Aus weniger mehr machen
  • Prof. Nanni Grau, Architekt­in, Professorin für Bauen im Bestand – Ar­chi­tek­tur der Trans­for­ma­ti­on an der HS München, Hütten & Paläste Schönert Grau Architekten Part mbB, Berlin:
    Eingriffe minimieren – Trans­for­ma­ti­on vorausdenken
  • Oliver Gerner, GERNER GERNER PLUS. Architekten gerner und partner ZT GmbH und
    Christian Waldner, AllesWirdGut Ar­chi­tek­tur ZT GmbH, Wien/München:
    Kokreativ planen – gemeinschaftlich nutzen

Moderation: Dr. Tillman Prinz, Bundesgeschäftsführer der Bundes­architekten­kammer, Berlin

Weitere In­for­ma­tio­nen unter: www.hessischer-architektentag.de

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