Zentralitäten 4.0
Raumpolitiken und neue Mobilität auf dem Lande
Das Zentrale-Orte-System zur Identifikation raumübergreifender Zentralitäten von Walter Christaller stammt aus den 1930er Jahren – er zählte dafür Telefonanschlüsse. Gut 90 Jahre später ist es die Digitalisierung, die Räume und damit Stadt, Land und Mobilisierung prägt. In der vorliegenden Neuerscheinung (Band 8 der Schriftenreihe des Fachbereichs ASL der Universität Kassel) untersucht ein Autorenteam unter der Leitung der beiden Architekten Prof. Philipp Oswalt und Prof. Stefan Rettich die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Entwicklung der Mittelzentren und des ländlichen Raums.
Im ersten Teil geht es um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Mobilität, d.h. letztlich um die Frage, welche neuen Formen öffentlicher Mobilität ländliche Räume attraktiver machen können. Im zweiten Teil des Buches werden unter Berücksichtigung aktueller Landesentwicklungsprogramme Entwicklungstendenzen von Zentralität und des Zentrale-Orte-Systems im Hinblick auf die Daseinsvorsorge untersucht. Dabei werdn auch gegenläufige Entwicklungen herausgearbeitet: Während Mittelzentren im verkehrlich gut vernetzten Umland von Großstädten eher an Bedeutung verlieren, sehen sich Mittelzentren im ländlichen Raum durch den ausgedünnten öffentlichen Verkehr herausgefordert. Im dritten Teil des Buches werden gesellschaftliche Folgen der Globalisierungsverluste und Peripherisierungstendenzen beleuchtet und Möglichkeiten für neue soziale Orte im ländlichen Raum aufgezeigt.
Die Veröffentlichung beeindruckt durch die zugrundeliegende profunde Recherche und Analyse. Für alle, die sich mit der Frage beschäftigen, wie eine angemessene Entwicklung ländlicher Räume zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse gelingen kann, ist „Zentralitäten 4.0“ Pflichtlektüre.