Lisa Farkas/Vor­bild­liche Bauten 2011

Fachliteratur

Hier finden Sie In­for­ma­tio­nen zu Neuerscheinungen anderer Herausgeber aus den vergangenen drei Monaten, die für Ihre Tätigkeit als Architekt oder Stadt­planer von Interesse sein könnten:

Zentralitäten 4.0

Raumpolitiken und neue Mobilität auf dem Lande

Das Zentrale-Orte-System zur Identifikation raumübergreifender Zentralitäten von Walter Christaller stammt aus den 1930er Jahren – er zählte dafür Telefonanschlüsse. Gut 90 Jahre später ist es die Digitalisierung, die Räume und damit Stadt, Land und Mobilisierung prägt. In der vorliegenden Neuerscheinung (Band 8 der Schriftenreihe des Fachbereichs ASL der Univer­sität Kassel) untersucht ein Autorenteam unter der Leitung der beiden Architekten Prof. Philipp Oswalt und Prof. Stefan Rettich die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Ent­wick­lung der Mittelzentren und des ländlichen Raums.

Im ersten Teil geht es um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Mobilität, d.h. letztlich um die Frage, welche neuen Formen öffentlicher Mobilität ländliche Räume attraktiver machen können. Im zweiten Teil des Buches werden unter Berücksichtigung aktueller Landes­ent­wicklungsprogramme Ent­wick­lungstendenzen von Zentralität und des Zentrale-Orte-Systems im Hinblick auf die Daseinsvorsorge untersucht. Dabei werdn auch gegenläufige Ent­wick­lungen herausgearbeitet: Während Mittelzentren im verkehrlich gut vernetzten Umland von Großstädten eher an Be­deutung verlieren, sehen sich Mittelzentren im ländlichen Raum durch den ausgedünnten öffentlichen Verkehr herausgefordert. Im dritten Teil des Buches werden gesellschaftliche Folgen der Globalisierungsverluste und Peripherisierungstendenzen beleuchtet und Möglichkeiten für neue soziale Orte im ländlichen Raum aufgezeigt.

Die Veröffentlichung beeindruckt durch die zugrundeliegende profunde Recherche und Analyse. Für alle, die sich mit der Frage beschäftigen, wie eine angemessene Ent­wick­lung ländlicher Räume zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse gelingen kann, ist „Zentralitäten 4.0“ Pflichtlektüre.

 

 

Handbuch Bauwerksprüfung

Stand­sicherheit, Verkehrssicherheit, Dauerhaftigkeit

Das Handbuch Bauwerksprüfung ist bereits kurz nach Erscheinen der ersten Auflage vor acht Jahren zum Standardwerk für die fundierte Zustandsprüfung im Bestand avanciert. Weiter­entwicklungen zum Beispiel der digitalen Methoden der Bauwerksprüfung lassen nun eine Neuauflage geboten erscheinen, auch wenn mittelfristig mit weiteren Änderungen der spezifischen technischen Regelwerke zu rechnen ist.

Das Handbuch erläutert die technischen und rechtlichen Hintergründe und Anforderungen an die Prüfung von Ingenieurbauwerken sowie Gebäuden. Organisation und Ablauf der Prüfungen sowie Prüfmethoden werden praxisnah und anwendungsorientiert dargestellt. Die Darstellung umfasst die Bauwerksprüfung für Ingenieurbauwerke im Zuge von Straßen und Wegen, die Bauwerksprüfung im Hochbau, baustoffspezifsche Schadensursachen, Prüfverfahren, Software, Arbeitssicherheit sowie ein Kapitel zu Ausschreibung, Ver­gabe und Honorar. Hinzu kommt ein umfangreiches Download-An­ge­bot mit Beispielgutachten, Musterprüfberichten und Formularen.

Gegenüber der ersten Auflge wurden die Kapitel zur Bauwerksprüfung im Hochbau und zu den Prüfverfahren komplett überarbeitet und um aktuelle Methoden zur Inspektion und Zustandsdokumentation erweitert. Neu hinzugekommen sind unter anderem Multibeam-Sonar- und Laserscan, Bauwerksprüfung unter Wasser, Naelplattenkonstruktionen und Besonderheiten bei der Analyse von Holz.

Für Sachverständige, Ar­chi­tekt*in­nen und Bauingenieur*innen, die in der Bauwerksprüfung tätig sind, ist das Handbuch eine un­verzicht­bare Arbeitshilfe.

 

Sortenrein Bauen

Methode Material Konstruktion

Sortenrein zu Bauen ist unabdingbare Voraussetzung für die Etablierung einer Kreis­lauf­wirt­schaft im Bauwesen. Baustoffe müssen schadstoffarm sein, so gefügt, dass sie ohne großen Aufwand wieder voneinander getrennt werden können, langlebig und im besten Falle upcyclebar, so dass sie zur Gänze wiederverwendet werden können. Diesem Paradigmenwechsel hat sich auch die Europäische Union verschrieben, die bis 2050 eine umfassende Kreis­lauf­wirt­schaft einführen möchte, die komplett ohne „Abfall“ auskommt und das bisherige lineare System ersetzt.

Die vorliegende Neuerscheinung richtet sich an gestandene Ar­chi­tekt*in­nen und Ingenieur*innen ebenso wie an Studierende. Die Herausgeber und Autor*innen gehen der Frage nach, wie Bauen nach dem Kreislaufprinzip konkret gelingen kann. Sie identifizieren Materialwahl, Schadstoffbetrachtungen, Digitalisierung, Füge- und Verbindungsmethoden und Lebenszyklen einzelner Schichten und ihre Funktionen als Eckpfeiler einer kreislaufge­rech­ten Ar­chi­tek­tur: Der erste Teil dieses Buchs setzt sich mit der Dringlichkeit der Thematik auseinander und untermauert diese mit Zahlen und Fakten. Der zweite Teil zeigt eine historische Perspektive des Themenkomplexes auf, während der dritte Teil kreislaufge­rech­te Materialien und deren Fügetechniken und Schichtungsprinzipien behandelt. Auch  das wichtige Thema der Schadstoffbelastungen im Bauwesen kommt darin zur Sprache. Im abschließenden vierten Teil des Buchs stellt ein nach Materialien gegliederter Baukatalog sortenreine Detaillösungen vor, die die zuvor beschriebenen Prinzipien aufgreifen und exemplarisch umsetzen.

Das Fachbuch bietet Planenden einen sehr guten Überblick über den aktuellen Erkenntnisstand zum kreislaufge­rech­ten Bauen. Sie sind aufgefordert, die aufgezeigten Lösungen im Neubau wie beim Bauen im Bestand kreativ weiter­zu­entwickeln.

 

 

 

Weitere Veröffentlichungen

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