02.04.2025 | Bauwesen, Politik

Bundes­architekten­kammer und Baugewerbe zum Sonder­ver­mögen

Mittelstandsfreundliche Los­vergabe am Bau beibehalten, Verzögerungen vermeiden, Wertschöpfung in Deutsch­land sichern

Die geplanten Investitionen in die deutsche Infrastruktur erfordern stabile Rahmen­bedingungen für die Unternehmen und die öffentliche Hand. Die Bundes­architekten­kammer (BAK) und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) unterstreichen, dass das bewährte Ver­gaberecht mit dem Vorrang der Los­vergabe hierfür den richtigen Rahmen bietet: Es ist praxistauglich und es sichert Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wertschöpfung vor Ort.

Zentrales Mittel zur Förderung des Mittelstands ist die Fach- und Teillosvergabe (§ 97 Abs. 4 GWB), die Planern und den kleinen und mittleren Bauunternehmen den direkten Zugang zu öffentlichen Bauaufträgen ermöglicht. Sie sorgt für fairen Wettbewerb und wirtschaftliche Preise, ohne unnötige Verzögerungen zu verursachen.

BAK und ZDB lehnen daher eine Aufweichung der mittel­stands­freundlichen Los­vergabe entschieden ab. Gegen eine Reform des deutschen Ver­gaberechts zum jetzigen Zeitpunkt spricht außerdem, dass die EU bereits eine Überarbeitung der europäischen Ver­gaberichtlinien eingeleitet hat. Parallel hierzulande eine Reform des Ver­gaberechts anzustoßen, kurz bevor es auf der Grundlage neuer europäischer Vorgaben ohnehin überarbeitet werden muss, ist kontraproduktiv und wird zu jahrelanger Unsicherheit führen.

Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundes­architekten­kammer:
„Wir fordern, dass es beim Planen und Bauen beim bewährten Prinzip der losweisen Ver­gabe bleibt. Sie betrifft alle planenden Berufe und zahllose kleine und mittlere Betriebe. Ziel muss eine mittel­stands­freundliche Aufteilung von Aufträgen sein, um die Dominanz großer Unternehmen zu verhindern. Denn nur so sichern wir Vielfalt, Qualität und In­no­vationskraft in unserer Branche, was letztendlich zu einer nach­haltigeren und ausgewogeneren Ent­wick­lung führen wird. Wir sehen und begrüßen Ent­wick­lungen auf europäischer Ebene, den Losgrundsatz eher zu stärken als zu schwächen. Dies sollte nicht durch einen nationalen Alleingang konterkariert werden.“

Wolfgang Schubert-Raab, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe:
Öffentliche Aufträge aus Sonder­ver­mögen müssen die heimische Wertschöpfung stärken, nicht die Bilanzen ausländischer Baukonzerne. Derzeit treiben große Infrastrukturprojekte beim Trassenbau und Schienenausbau die Baukonjunktur, während kleine und mittlere baugewerbliche Unternehmen, die für Kommunen arbeiten, unter Auftragsmangel leiden – ein Grund für den Anstieg der Tiefbauinsolvenzen im vergangenen Jahr. Noch größere Ver­gabepakete oder ÖPP-Projekte würden den Mittelstand weiter ausschließen. Ein breiter Wettbewerb beschleunigt nicht nur die Umsetzung, sondern sorgt auch für einen effizienten Einsatz von Steuermitteln.

Eine mittel­stands­freundliche Ver­gabe ist für die fast 200.000 Architekt­innen und Architekten, Stadt­planer und Ingenieure ebenso un­verzicht­bar wie für die zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen der Bau­wirtschaft und des Handwerks.

 

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