Erinnerungsraum für die ehemalige Synagoge
Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main lobt einen interdisziplinären Realisierungswettbewerb gemäß den Richtlinien der RPW 2013 aus.
Gegenstand des Wettbewerbs
Der Bereich des seit 2008 nach der jüdischen Familie Ettinghausen benannten Stadtplatzes gehört zu den ältesten historisch und archäologisch relevanten Flächen der Höchster Altstadt. Am südlichen Rand des Platzes verlief seit dem Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert die Stadtmauer mit dem sogenannten Hinterturm und davorliegendem Stadtgraben. Nach Umbau- und Umnutzung des Hinterturms als »Judenschule« zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand 1816 an Stelle des Hinterturms zunächst eine kleinere Synagoge. 1905 errichtete die inzwischen deutlich gewachsene jüdische Gemeinde an gleicher Stelle ein neues, größeres Gotteshaus als repräsentativen Klinkerbau. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge zunächst in Brand gesetzt und wenig später bis auf die Grundmauern abgetragen. Ab 1940 wurde unmittelbar östlich des Synagogen-Standortes ein Luftschutzbunker errichtet. Anstelle der Synagoge verblieb der Platz als ca. 400 qm großer, unbebauter Freiraum. Die Spuren dieser wechselhaften Geschichte wurden im Jahr 2020 im Rahmen von archäologischen Grabungen untersucht. Dabei wurden die verbliebenen Fundamente der Synagoge und des Hinterturms freigelegt und dokumentiert. Nach Abschluss der Grabungen wurde die Platzfläche mit einer einfachen Asphaltdecke vorläufig wiederhergestellt. Für die dauerhafte Gestaltung des Ettinghausenplatzes soll im geplanten Wettbewerb ein Konzept gefunden werden, das mit einer besonderen und hochwertigen Gestaltung die Geschichte des Ortes in angemessener Weise erlebbar macht.
Im März 2022 ist das Preisgericht zusammengekommen und hat einen Preis sowie drei Anerkennungen verliehen:
- 1. Preis (9.000 Euro): MEIXNER SCHLÜTER WENDT GbR, Dipl.-Ing. Florian Schlüter Architekt BDA, Frankfurt am Main mit KuBuS Freiraumplanung GmbH & Co. KG, Dipl.-Ing. (FH) Rudolf Kaufmann Landschaftsarchitekt, Wetzlar
- Anerkennung (2.000 Euro): Arbeitsgemeinschaft KATZKAISER, Marcus Kaiser und Tobias Katz GbR, Dipl.-Ing. Architektur Tobias Katz-Bernard, Köln mit studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH, Horst Kübert, Düsseldorf
- Anerkennung (2.000 Euro): kübertlandschaftsarchitektur, Horst Kübert Dipl. Ing. FH Landschaftsarchitekt bdla Stadtplaner, München
- Anerkennung (2.000 Euro): Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH, München
Preisträger in der Übersicht
1. Preis
Anerkennung
Anerkennung
Anerkennung
1. Preis
Die Verfasser schließen die Leerstelle der verlorenen Synagoge und schaffen eine überraschende neue stadt- und freiräumliche Qualität: Ein Stahlskelett füllt oberhalb der Fußgängerebene den Luftraum über dem Platz und verwandelt sich als Rankgerüst durch einen dichten Bewuchs in ein städtebaulich wirksames Volumen.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung zum 1. Preisträger
Anerkennung
Anerkennung
Anerkennung
Steckbrief
Wettbewerbstitel | Interdisziplinärer Realisierungswettbewerb Neugestaltung Ettinghausenplatz, Frankfurt am Main-Höchst |
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Auslober | Magistrat der Stadt Frankfurt am Main vertreten durch das Stadtplanungsamt Frankfurt am Main |
Wettbewerbsmanagement | a:dk architekten datz kullmann, Schillerplatz 16, Mainz |
Teilnehmer | Landschaftsarchitekt*innen |
Beteiligung | 12 Arbeiten |
Fachpreisrichter | Dr.-Ing. Rena Wandel-Hoefer, freie Architektin, Saarbrücken (Vorsitz) Martin Hunscher, Leiter Stadtplanungsamt, Stadt Frankfurt am Main Marianne Mommsen, freie Landschaftsarchitektin, Berlin Michael Triebswetter, freier Landschaftsarchitekt, Kassel Klaus Dieter Aichele, freier Landschaftsarchitekt, Mainz Prof. Thomas Schmitz, freier Architekt/Künstler, Aachen (Stellvertretung) |
Sachpreisrichter | Marc Grünbaum, Vorstandsmitglied, Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main Beate Huf, Dezernat für Planen und Wohnen, Stadt Frankfurt am Main Susanne Serke, Ortsvorsteherin im Ortsbeirat 6, Stadt Frankfurt am Main |
Sachverständige | Dr. Snejanka Bauer, Kulturamt Stadt Frankfurt am Main Dr. Stefan Timpe, Denkmalamt, Stadt Frankfurt am Main Elke Sichert, Denkmalamt, Stadt Frankfurt am Main Stefanie Käse, Stadtplanungsamt Frankfurt am Main Anne Lederer, Stadtplanungsamt Frankfurt am Main Petra Scharf, AG Gedenken und Erinnerung, Frankfurt am Main-Höchst Claudia Grossbach, Bürgervereinigung Höchster Altstadt e. V. Florian Noffke, Grünflächenamt, Stadt Frankfurt am Main Peter Abel, Verein für Geschichte und Altertumskunde Frankfurt Höchst e. V. |