Kinder­tages­stätte, Pohlheim

Preisgerichtsentscheidung liegt vor

Fach­richtungAr­chi­tek­tur
WettbewerbsformNicht offener Realisierungs­wett­bewerb mit anschließendem Verhandlungs­verfahren VgV
OrtPohlheim
AusloberMagistrat der Stadt Pohlheim
BetreuungGrüninger Architekten
PreisrichterGerd Kaut, Alexander Ehrenspeck, Prof. Karin Damrau, Prof. Jürgen Hauck, Henning Pretzsch, Udo Schöffmann, Hans-Peter Stock, Daniel Schepp, Herr Seidler

Fit für die Zukunft

Neubau einer achtgruppigen Kinder­tages­stätte in Pohlheim

Text: Lena Pröhl

Die Kita Sonnenschein in Pohlheim wurde 1952 errichtet und in den Jahren 1984/85 und 2010 um Anbauten ergänzt. Um die Kita zukunftsfähig zu machen und der demografischen Ent­wick­lung gerecht zu werden, soll der in die Jahre gekommene Bau durch einen Neubau ersetzt werden. Zu diesem Zweck hatte die Stadt Pohlheim einen nichtoffenen Realisierungs­wett­bewerb ausgelobt, den GRÜNINGER ARCHITEKTEN aus Darm­stadt betreuten.

Die Kita befindet sich zentral gelegen im Ortsteil Watzenborn-Steinberg, am Rande eines Wohngebiets, das sich entlang der Bebauung der Hauptstraße (Ludwigstraße) entwickelt hat. Der Hauptzugang zur Kita erfolgt über die Kirchstraße; ein weiterer Zugang liegt an der Ludwigstraße. Auf dem 7.600 Quadratmeter großen, nach Westen abfallenden Wettbewerbsgrundstück soll eine maximal zweigeschossige Kinder­tages­stätte entstehen. Neben acht Gruppenräumen werden Sanitäranlagen mit Wickelmöglichkeiten, eine Küche, ein kleiner „Cafeteria-Bereich“ und eine Teeküche für das Außenspielgelände benötigt. Das Gesamtkonzept sieht eine zukunftsweisende Spielflur-Kita mit altersübergreifendem An­ge­bot vor: Jeweils vier Gruppen teilen sich künftig einen Mehrzweckraum. Die beiden Mehrzweckräume sollen nebeneinander liegen, zusammenschaltbar sein und einen separaten Zugang besitzen, damit sie auch von örtlichen Tanz- und Sportvereinen für abendliche Veran­staltungen genutzt werden können. Vor diesem Hintergrund waren auch 90 Pkw-Stellplätze nachzuweisen. Erst wenn der Neubau bezugsfertig ist, soll der Altbau abgerissen werden.

Unter den 17 eingereichten Entwürfen – darunter Klassiker wie ein L- oder T-förmiger Baukörper , teils aber auch loseAnordnungen von Gebäude­teilen – vergab das Preisgericht einen ersten und zwei dritte Preise sowie zwei Anerkennungen. Als klarer Sieger konnte sich die Arbeit der Schaltraum Dahle-Dirumdam-Heise Partnerschaft von Architekten mbB aus Hamburg durchsetzen. Besonders die Einbindung in den städtebaulichen Kontext überzeugte die Jury: Der Entwurf greift die ortstypische Bauweise auf und entwickelt einen spielerischen Umgang mit aneinandergereihten Hauszeilen. Trotz aller Stringenz lösen sich die Grundrissstruktur und damit die Zuordnung der einzelnen Nutzungsbereiche wie selbstverständlich um den ge­meinsamen Innenbereich auf, lobten die Preisrichter. Zudem reagiere die ein- bis zweigeschossige Bauweise geschickt auf die Hangsituation; Fassaden und Dachform seien spannend rhythmisiert.

Ein dritter Preis ging an das Stuttgarter Büro Atelier Kaiser Shen Architekten PartGmbB. Den Verfassern gelinge es, Gruppenräume und Spielflur inklusive Nebenräumen spielerisch mit­ein­ander zu verknüpfen. Hieraus entstehe ein Cluster von Raumfolgen, die ein offenes pädagogisches Konzept er­mög­lichen, so die Jury. Problematisch gesehen wurden jedoch die innenliegenden Ruheräume; die externe Nutzung des Mehrzweckbereiches sei nicht praktikabel. Die Lage des Haupteingangs sei zwar an sich logisch, verknüpfe sich aber nur schlecht zum näheren Umfeld. Insgesamt stelle der Entwurf des Langhauses eine sympathische Antwort auf die Entwurfsaufgabe, stoße auch auf­grund der Hanglage und Grundstückszuschnitts aber an ihre Grenzen, hieß es im Juryurteil

Die ARCHITEKTEN STEIN HEMMES WIRTZ aus Frank­furt am Main wurden ebenfalls mit einem dritten Preis bedacht. Ihr Entwurf schaffe durch die clusterförmige Anordnung der Häuser eine angemessene räumliche Identität und Orientierung. Auch die städtebauliche Setzung des Mehrzweckgebäudes, die eine Vorplatzqualität zur Stadthalle ausformuliere, wurde positiv gesehen. Als zu schematisch bewertete das Preisgericht jedoch die Fassadengestaltung sowie die zufällig anmutende Anordnung der Außentreppen.

Anerkennungen erhielten Klaus Leber Architekten BDA aus Darm­stadt und Fa. atelier coa aus Stuttgart.

Das Preisgericht unter Vorsitz des Marburger Architekten Gerd Kaut empfahl der Ausloberin einstimmig, den mit dem ersten Preis aus­ge­zeichneten Entwurf der weiteren Bearbeitung zu Grunde zu legen. Nach der Preisgerichtssitzung werden nun Ge­spräche mit allen drei Preisträgern geführt – ganz im Sinne des Verhandlungs­verfahrens.