26.11.2024 | AKH, Bauwesen

Kurzauswertung der BAK Strukturbefragung

Die aktuelle Strukturbefragung der Kammermitglieder liefert neue Zahlen zur Lage des Berufs­stands.
Das Lagebild für Hessen für den Berichtszeitraum 2023 fassen wir hier zusammen:

Im Jahr 2023 zeigten sich trotz des einbrechenden Wohnungs­baus bei den selbstständigen Kammermitgliedern vielfach noch stabile wirtschaftliche Kennziffern: Bei Betrachtung des Honorarumsatzes pro Kopf sowie des Büroüberschusses je Inhaber wurden 2023 unabhängig von der Bürogröße noch steigende Werte verzeichnet. Jedoch nahmen die Überschüsse je Inhaber nur in geringerem Maße zu und können nicht mit der Inflation Schritt halten. Gegenüber ihren Auftraggebern rechneten die Befragten 2023 leicht steigende Stundensätze in Höhe von 95 Euro je Stunde für Partner/Inhaber ab (Median der bundes­weiten Befragung), was allerdings weit unter den Werten anderer Freiberufler liegt.

HOAI

Die befragten Inhaberinnen und Inhaber haben 2023 in Hessen durchschnittlich nur noch 45 Prozent ihres Gesamtumsatzes mit Honoraren erzielt, die nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) festgelegt wurden. Der durchschnittliche Umsatzanteil aus nach HOAI abgerechneten Honoraren liegt dabei umso höher, je größer das Büro ist. Kleinere Büros nehmen demgegenüber häufiger Honorarabrechnungen nach geleisteten Stunden oder auf Basis einer Zeitschätzung oder eines Fixhonorars vor. Im Zeitverlauf zeigt sich, dass die HOAI in allen Bürogrößenklassen an Be­deutung verloren hat.

Umsatzanteile im Bestand / im Neubau

Bei der Frage, wie sich die Umsatzanteile im Hinblick auf Bauen im Bestand oder Neubau sowie Auftraggebende unterscheiden, ergibt sich für Hessen folgendes Bild: Neubau 37 Prozent, Bauen im denkmal­geschützten Bestand 14 Prozent, Bauen im nicht denkmal­geschützten Bestand 49 Prozent. Bei den Anteilen am Gesamtumsatz machen private Aufträge mit 49 Prozent knappe Hälfte aus, öffentliche kommunale Aufträge 17 Prozent. Der Auftragsanteil des Land Hessen macht nur 2 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Bürogrößen und Rechtsformen

Vierzig Prozent der selbstständig tätigen Kammermitglieder sind Solo-Selbstständige bzw. Einzelunternehmer. Unter den Rechtsformen der Büros ist der Anteil der als PartG / PartG mbB sowie der als GmbH geführten Büros weiter gestiegen, während der Anteil der Einzelunternehmen und der GbR zurückging. 33 Prozent der Büros in Hessen haben eine weibliche Inhaberschaft. Die durchschnittliche Bürogröße hat bundesweit mit durchschnittlich 4,6 tätigen Personen etwas zugelegt; jedoch sind in Hessen immer noch gut ein Viertel (26 Prozent) der Büros kleiner als 10 Personen.

Gehaltsentwicklung

Bei den angestellten Kammermitgliedern zeigt sich, unabhängig davon, ob sie in Ar­chi­tek­turbüros, der gewerblichen Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, eine Zunahme der Bruttojahresgehälter bundesweit um 9 Prozent im Vergleich zu 2021. Dabei fällt der Anstieg in den Planungsbüros etwas höher aus als im öffentlichen Dienst oder in der Bau- und Immobilien­wirtschaft. Gleichwohl befindet sich das Gehaltsniveau in Ar­chi­tek­turbüros nach wie vor auf einem niedrigeren Niveau als im öffentlichen Sektor oder in der gewerblichen Wirtschaft.

Die Befragung erlaubt weitere Einblicke in die Branchenstruktur:

Digitale Werkzeuge

Bei der Frage, wie stark digitale Instrumente zur Arbeit herangezogen werden, zeigt sich in Hessen, dass 3D-Modellierungswerkzeuge am häufigsten genutzt werden (52%), gefolgt von Rendering-Programmen (39%), ge­meinsamen Datenumgebungen (23%) und BIM (19%). Damit liegt Hessen im Bundesländervergleich im Mittelfeld.

Durchschnittsalter der Kammermitglieder

Das Durchschnittsalter der AKH-Mitglieder beträgt mittlerweile im Schnitt 48 Jahre; das der Büroinhaber bundesweit sogar 55 Jahre. Dies zeigt, dass Chancen für den Nachwuchs für eine Büroübernahmen in den kommenden Jahren bestehen. Es zeigt aber auch den Handlungsdruck, wenn die vielfältige Bürostruktur erhalten bleiben soll.

Arbeitszeitmodelle

Teilzeit ist auf dem Vormarsch, insbesondere nehmen bei den männlichen Angestellten der Wunsch und der Anteil teilzeittätiger Männer zu. Aber auch der Anteil in Teilzeit tätiger Architekt­innen hat weiter zugelegt. In Hessen arbeiten 21 Prozent der angestellten Architekten und Architekt­innen weniger als 38 Stunden/Woche.

Mitarbeiterstruktur

Bei der Mitarbeiterstruktur in den Planungsbüros geht der Trend hin zu mehr fest angestellten Mit­arbeiter­*innen, der seit Jahren zu beobachtende Rückgang des Einsatzes von freien Mit­arbeiter­*innen setzt sich fort.

Bundesweite Ergebisse der Befragung

Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundes­architekten­kammer: „Trotz einer noch stabilen wirt­schaftlichen Lage der Branche sind die Rahmen­bedingungen schwieriger geworden, leicht steigende Umsätze können den Kostentreiber Inflation nicht ausgleichen. Auch die im akademischen Bereich unterdurchschnittlichen Stundensätze geben Anlass zur Sorge bei den steigenden Büro- und Lohnkosten, denn damit kann ein Büro kaum wirtschaftlich geführt werden. Danke an alle Kolleginnen und Kollegen, die bei der Befragung geantwortet haben. Mit über 17.000 Teilnehmenden können wir belastbare Zahlen liefern.“

Die bundes­weiten Zahlen finden Sie auf der Website der BAK:

Auswertung der bundes­weiten Architektenbefragung 2024

Hintergrundinfos zur Strukturbefragung 2024

Die alle zwei Jahre stattfindende Befragung haben die Architekten­kammern erneut mit dem Marktforschungsinstitut Reiß & Hommerich durchgeführt. Bundesweit haben 18 Prozent der Kammermitglieder, rund 17.000 Personen, im Mai und Juni dieses Jahres mit ihren Antworten Auskunft erteilt. Zentrale Inhalte der Befragung waren Kennzahlen der Büros, inkl. Umsätze, Überschüsse, Kalkulationsgrundlagen und Auftragsstruktur in Ar­chi­tek­tur- und Planungsbüros, die Auswirkungen des HOAI-Urteils von 2019 sowie das Thema Ar­chi­tek­tur­wett­bewerbe. Abhängig beschäftigte Kammermitglieder gaben Auskunft zu ihrer beruflichen Laufbahn, ihren Gehältern und Arbeitsbedingungen, zu Wochenarbeitszeit und Überstunden sowie zur beruflichen Fort- und Weiter­bildung.

Bei den Befragten überwiegt die Gruppe der Hochbauarchitektinnen und -architekten mit 85 Prozent. Darin bildet sich die bundesweit tatsächliche Aufteilung der Fach­richtungen ab. Doch die Zahlen sind auch für die Fach­richtungen Innen­architektur, Land­schafts­architektur und Stadt­planung aussagekräftig, für die auch in diesem Jahr wieder Sonderberichte erstellt wurden.

Konjunkturumfragen der Bundes­architekten­kammer

Die Bundes­architekten­kammer führt außerdem monatlich zusammen mit dem ifo-Institut Umfragen zur konjunkturellen Lage in den Ar­chi­tek­turbüros durch. Die Ergebnisse stehen ebenfalls online zur Verfügung:

ifo-Umfrage