Lisa Farkas/Vor­bild­liche Bauten 2011

Ar­chi­tek­turbücher

Bücher über Ar­chi­tek­tur liegen im Trend - opulente Bildbände ebenso wie kenntnisreiche Monografien über Architekten­persönlich­keiten, einzelne Bauwerke oder Baustile. Auf diesen Seiten werden Sie regelmäßig über Neuerscheinungen auf diesem Gebiet informiert:

Ar­chi­tek­turführer Montréal

Gegründet 1642 als Fort Ville-Marie, ist Montréal bedeutend älter als die 1867 aus drei britischen Kolonien entstandene Kanadische Konföderation, die erst 1931 gesetzgeberische Unabhängigkeit erlangte. Daher lassen sich sowohl französche als auch britische sowie amerikanische Einflüsse in der Ar­chi­tek­tur Montréals entdecken. Europäisch anmutende Kolonialarchitektur, für Nordamerika typische Hochhausschluchten, brutalistische Gebäude oder die in den 1960er Jahren entstandene Montréaler Métro als Sinnbild einer radikalen Modernisierung finden sich in dem  Ar­chi­tek­turführer Montréal von Heike Maria Johenning, der aus Anlass der Kon­fe­renz der Society of Architectural Historians (SAH) im April 2023 erschienen ist.

Vorgestellt werden insgesamt 130 Bauten in den Kategorien Vieux-Montréal, Chicago School und Art déco, Hochhausbauten und Tetrismonster sowie Von der Postmoderne bis heute. Hinzu kommen Gastbeiträge namhafter Expert*innen etwa über den originären Stil des Northern Deco, die Bauten der Expo 67 oder die Kunst in der Métro. Wie gewohnt zeichnet sich auch dieser Band der beliebten Reihe mit Ar­chi­tek­turführern aus dem Hause DOM Publishers durch kluge und gut verständliche Erläuterungstexte, aussagekräftige Fotografien und benutzerfreundliche Details wie QR-Codes mit GPS-Daten der jeweiligen Gebäude zur einfacheren Navigation aus.

Wer bei Montréal zuvörderst an die Expo 67, die Olympiade 1976 oder auch das Canadian Centre of Architecture denkt, wird beim Durchblättern dieses Ar­chi­tek­turführers schnell feststellen, dass Montréal Ar­chi­tek­turfans sehr viel mehr zu bieten hat.

Vorsicht auf dem Wendehammer!

Die Straße als Element des Städtebaus

Was für ein gelungener Ansatz, die Be­deutung der Straße als Element des Städtebaus anhand von Ansichtspostkarten der DDR und der BRD aus den Jahren 1949 bis zum Mauerfall 1989 aufzuzeigen. War doch die Zeit zumindest bis zum Ende der 1960er Jahre geprägt von einer gewissen Unschuld in Bezug auf motorisierte individuelle Mobilität, die die autoge­rech­te Stadt zu einem erstrebenswerten – wenn auch nicht unumstrittenen – Leitbild werden ließ. Zugleich waren Ansichtskarten das Mittel der Wahl, die Daheimgebliebenen ein Stück weit teilhaben zu lassen an den eigenen neuen Erfahrungen auf Reisen. Der Stolz auf das eigene Automobil umfasste auch den Stolz auf die neue, moderne Verkehrsinfrastruktur (die häufig erst durch die Zerstörung der kleinteiligen Altstädte im Krieg möglich geworden war). Straßen, Tunnel und Brücken um 1960 waren nicht nur Mittel zur Bewältigung von Verkehrsströmen und zur Kanalisierung der Massenmobilität, sondern wiesen eine eigenständige kulturelle Dimension auf, dienten als Ausweis der fortschrittlichen Stadtgesellschaft mit ihrer urbanen Lebensweise.

Die Unschuld ist dahin, spätestens seit der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome vor einem halben Jahrhundert erschien. Im Zuge der Mobilitätswende wird die Verteilung des Stadtraums neu verhandelt. Die vorliegende Zusammenschau der Postkarten aus Ost- und Westdeutschland dient aber nicht nur der Dokumentation des zeittypischen Way of Life der Nachkriegszeit bis Ende der 1980er Jahre. Sie kann über den historischen Zeugniswert hinaus helfen, typische oder besondere Ausprägungen der Straßenräume zu erkennen und so dazu beitragen, das eine oder andere bauliche Erbe jener Epoche als Teil einer Kulturlandschaft zu begreifen, die es zu erhalten und in den neuen Alltag zu integrieren lohnt. 

 

 

Weitere Veröffentlichungen

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