Lisa Farkas/Vor­bild­liche Bauten 2011

Ar­chi­tek­turbücher

Bücher über Ar­chi­tek­tur liegen im Trend - opulente Bildbände ebenso wie kenntnisreiche Monografien über Architekten­persönlich­keiten, einzelne Bauwerke oder Baustile. Auf diesen Seiten werden Sie regelmäßig über Neuerscheinungen auf diesem Gebiet informiert:

Ar­chi­tek­turführer Deutsch­land 2024

Alle Jahre wieder … erscheint im Herbst der Ar­chi­tek­turführer Deutsch­land mit qualitätvollen zeitgenössischen Bauten, die für die Longlist des renommierten DAM Preis für Ar­chi­tek­tur in Deutsch­land ausgewählt wurden. Mit dem Preis werden seit 2007 jährlich herausragende Bauten ausgezeichnet. Die aus der 102 Einträge umfassenden Longlist 2024 für die Shortlist zum DAM Preis ausgewählten Projekte sind in dem Ar­chi­tek­turführer bereits entsprechend kenntlich gemacht.

Alle vorgestellten Bauten wurden zwischen Ende 2021 und März 2023 fertiggestellt. Damit bietet der Ar­chi­tek­turführer baukulturell Interessierten  einen umfassenden Überblick über das jüngste Baugeschehen. Der Vergleich mit den Ar­chi­tek­turführern Deutsch­land der früheren Jahre – es gibt bereits sieben Vorgängerbände – zeichnet Ent­wick­lungslinien nach: Der Schwerpunkt verschiebt sich hin zum klimafreundlichen Bauen. Holz- und Holzhybridbau sind er­kenn­bar auf dem Vormarsch, ebenso natürliche Baustoffe wie Stroh und Lehm oder der Einsatz von gebrauchten Bau­materialien und Recyclaten. Angeordnet nach den Regionen Osten, Südosten, Nordwesten und Südwesten werden die einzelnen Projekte jeweils mit Fotos und Plänen vorgestellt sowie mit einem Erläuterungstext zu den besonderen Qualitäten des jeweiligen Projekts, die sich oft durch originelle oder experimentelle Lösungen auszeichnen.

 

 

 

 

 

Ar­chi­tek­turführer Athen

Nicht ohne Grund gehört die griechische Hauptstadt mit ihren Bauten der Antike, ihren byzantinischen Kirchen, osmanischen Moscheen oder klassizistischen Prachtbauten des 19. Jahrhunderts seit vielen Jahren zu den Traumzielen für Ar­chi­tektur­interes­sierte. Zudem gilt sie als Wiege der europäischen und demokratischen Werte. Ein Ar­chi­tek­turführer in deutscher Sprache, der Athener Gebäude aus allen Epochen von der klassischen Antike bis in die Gegen­wart ausführlich präsentiert, war also eigentlich längst überfällig. Schön, dass DOM publishers mit der jüngsten Neuerscheinung aus ihrer Reihe mit Ar­chi­tek­turführern diese Lücke nun füllen.

In sechs Kapiteln, die sich an der stadtgeschichtlichen Ent­wick­lung orientieren, werden werden im Ar­chi­tek­turführer Athen 150 ausgewählte Objekte vorgestellt: Auf die Bauten der klassischen Antike folgen jene aus byzantinischer Zeit, aus osmanischer Zeit, des 19. Jahrhunderts, des 20. Jahrhunderts und zuletzt zeitgenössische Bauten der Gegen­wart. In der Gesamtschau ergibt sich ein Abbbild der großen und auch wechselvollen Geschichte Athens. Die ausführlichen, gut recherchierten Beschreibungen der einzelnen Objekte lassen die Begeisterung erkennen, mit der das Autorenteam des Berliner Büros MASKE + SUHREN sich der Aufgabe gewidmet hat. Vor diesem Hintergrund haben es auch einige Lost Places – verlassene oder verfallene, aber sehenswerte Strukturen – in den Ar­chi­tek­turführer geschafft.

Die Ar­chi­tek­turführer aus dem Haus DOM publishers sind seit Jahren für ihre durchweg gute Qualität bekannt. Nicht umsonst wurde die Verleihung des Deutschen Verlagspreises 2023 an DOM publishers explizit mit der Reihe begründet. Der nun vorliegende Ar­chi­tek­turführer Athen macht hier keine Ausnahme.

 

Gebaute Beziehungen

Max Frisch und Franz Bruno Frisch – Zwei Architekten im Kontext ihrer Zeit

Dass Max Frisch nicht nur ein sehr erfolgreicher Schriftsteller war – wer hat nicht „Der Besuch der alten Dame“ in Erinnerung – sondern auch als Architekt seine Spuren hinterlassen hat, ist außerhalb der Fachwelt weitgehend unbekannt. Dies trifft um so mehr für seine gemeinsam mit weiteren Autoren in den 1950er Jahren verfassten Schriften zu ar­chi­tek­to­nischen und städtebaulichen Frage­stellungen zu. Dass sein Vater Franz Bruno Frisch, ebenfalls Architekt, ein noch wesentlich umfangreicheres ar­chi­tek­to­nisches Werk hinterlassen hat, von dem noch zahlreiche Bauten erhalten sind, ist erst recht aus dem öffentlichen Blick verschwunden.

Nun hat die Autorin der vorliegenden Neuerscheinung, Petra Hagen Hodgson, eine umfangreiche Analyse des Schaffens der beiden Architekten und dabei gerade in Bezug auf das Werk von Franz Bruno Frisch eine völlige Neubewertung vorgelegt. Sie untersucht die Beziehungen zwischen den Werken von Vater und Sohn, die ar­chi­tek­to­nischen und städtebaulichen Frage­stellungen ihrer jeweiligen Schaffenszeit, aber auch die Bezüge zwischen dem ar­chi­tek­to­nischen und dem literarischen Schaffen von Max Frisch. Ganz nebenbei ergibt sich so ein kulturgeschichtlich höchst facettenreiches Bild weiter Teile des 20. Jahrhunderts.

Der erste Teil des sehr lesenswerten Buches ist dem Werk des Architekten Franz Bruno Frisch (1871 – 1932) gewidmet, der zweite dem städtebaulichen Engagement von Max Frisch (1911 – 1991). Schlussbetrachtungen und ein Werkverzeichns runden die fundierte und zugleich anregende Darstellung ab, die durch ihren interdisziplinären, weit gefassten Ansatz überzeugt.

 

Protestarchitektur

Barrikaden, Camps, raumgreifende Taktiken 1830–2023

Die vorliegende Neuerscheinung steht in engem Zusammen­hang mit der fast gleichnamigen aktuellen Ausstellung Protest/Ar­chi­tek­tur im Deutschen Ar­chi­tek­turmuseum in Frank­furt am Main (16.09.2023 – 14.01.2024), die in Zusammen­arbeit mit dem Museum für angewandte Kunst in Wien entstanden ist. Unter Protestarchitektur verstehen die Autor*innen – darunter der Direktor des DAM, Peter Cachola Schmal – Protestaktionen, die in den öffentlichen Raum ausgreifen und diesen besetzen. Vorgestellt werden 13 inter­nationale Fallbeispiele zur Protestarchitektur aus zwei Jahrhunderten, von der Julirevolution 1830 in Paris bis zu den Protesten 2022 gegen die Räumung von Lützerath. Der Schwerpunkt liegt auf Protestarchitekturen der letzten 15 Jahre – wohl auch, weil diese vergleichsweise gut dokumentiert sind. Die Proteste werden vor allem aus baulicher und räumlicher Sicht mit­ein­ander verglichen. Die unter­schiedlichen po­li­ti­schen Rahmen­bedingungen und die Toleranzschwellen der jeweiligen Gesellschaftssysteme für öffentliche Proteste stehen nicht im Vordergrund. Um der Vielzahl an Querbezügen und Verweisen Herr zuwerden, haben sich die Herausgeber für eine Veröffentlichung in Form eines Lexikons entschieden. So bietet das zweisprachige (deutsch/englisch) Buch insgesamt 176 Lexikoneinträge, innerhalb derer auch die Fallstudien in alphabetischer Reihenfolge angeordnet sind. Die lexikalische Anmutung wird durch den zweispaltigen Satz noch verstärkt, der allerdings im Verein mit der recht kleinen Schrift das längere Schmökern etwas mühsam macht. Die zahlreichen Bilder sind von hoher Aussagekraft, hier ist das Blättern ein echter Genuss.

 

Weitere Veröffentlichungen

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