
Grünzug, Unterliederbach
Preisgerichtsentscheidung liegt vor
Fachrichtung | Landschaftsarchitektur, Stadtplanung |
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Wettbewerbsform | Nichtoffener, städtebaulicher und freiraumplanerischer Ideenwettbewerb |
Ort | Unterliederbach |
Auslober | Stadt Frankfurt am Main - Dezernat Planen und Wohnen |
Betreuung | Freischlad + Holz, Darmstadt |
Preisrichter | Torsten Becker (Vorsitz), Martin Hunscher, Prof. Dr. Michael Peterek, Regina Riedel, Prof. Anne Beer, Mike Josef, Jan Schneider, Susanne Serke, Ute Sauer/Birgit Rogge in Vetretung für Sylvia Weber |
Neues Quartier mit Bildungsinfrastruktur
Ideenwettbewerb zur Entwicklung des "Grünzuges Unterliederbach" in Frankfurt am Main
Das Rhein-Main-Gebiet zählt zu den stark wachsenden Regionen in Deutschland. Wohnungsneubau wird dringend benötigt. Vor diesem Hintergrund plant die Stadt Frankfurt im Stadtteil Unterliederbach ein neues Quartier mit Bildungsinfrastruktur.
Auf dem derzeit überwiegend unbebauten, 7,5 Hektar großen Wettbewerbsgebiet sollen bevorzugt Mehrfamilienhäuser entstehen, wobei 10 bis 15 Prozent der Bauflächen für gemeinschaftliche Wohnbauprojekte und mindestens 30 Prozent für geförderten Wohnungsbau vorgesehen sind. Neben dem Neubau einer Grundschule und einer Kindertagesstätte sollen künftig die Berufsschulen Ludwig-Ehrhard-Schule und Paul-Ehrlich-Schule zu einem "Bildungscampus" westlich des Heimchenweges zusammengeführt werden. Darüber hinaus war im Sinne eines städtebaulich-freiraumplanerischen Gesamtkonzepts die Schaffung einer durchgängigen, vielseitig nutzbaren Grünfläche gefordert. Diese soll langfristig Teil der Verbindung zwischen den Freiflächen östlich von Zeilsheim am Lachgraben bis zum Liederbach werden. Besonderer Wert war dabei auf eine nachhaltige Wohnumfeldgestaltung sowie eine gute Vernetzung des neuen Quartiers mit der umgebenden Bebauung und Erschließung zu legen.
Bei dem nichtoffenen, städtebaulichen und freiraumplanerischen Ideenwettbewerb, den das Darmstädter Büro Freischlad + Holz betreute, setzte sich AG5 Architekten + Stadtplaner PartGmbB aus Darmstadt in Zusammenarbeit mit Götte Landschaftsarchitekten GmbH (Frankfurt) als Sieger durch. Die Verfasser schlagen einen Quartierspark vor, der sich als Grünzug vom Liederbach im Osten bis zum westlichen Ortsrand entwickelt und in Nord-Süd-Richtung über Kammstrukturen beziehungsweise eine offene Bauweise mit der Umgebung vernetzt. Die Raumstrukturen reagieren angemessen auf den Ort und seine unterschiedlichen Nachbarschaften und tragen zu einem eigenständigen Quartierscharakter bei, lobte die Jury. Vorhandene Erschließungsstrukturen werden aufgenommen und weiterentwickelt, bestehende Nachbarschaften mit dem neuen Quartier vernetzt. Eine besondere Stärke des Entwurfs bestehe in der klaren Adressierung der neuen öffentlichen Einrichtungen: Die Erschließung der Berufsschulen am nördlichen Gebietsrand über einen Vorplatz und ihre Vernetzung über eine 'Campus-Meile' versprechen eine besondere Identität. Auch die Lage der Grundschule an der Liederbacher Straße, gegenüber der Kirche, konnte überzeugen, ebenso die Anordnung der Kita mit Bezug zur vorhandenen Wohnbebauung. Im Bereich westlich der Bahnlinie wird ein Wohnhochhaus mit Einzelhandel im Erdgeschoss vorgeschlagen, an der 'Liederbacher Promenade' Stadtvillen. "Die große Stärke des Entwurfs liegt einerseits im klaren und identitätsstiftenden Umgang mit dem Raumprogramm, in der Schaffung eines großzügigen sowohl für die öffentlichen Einrichtungen wie für Bürgerinnen und Bürger attraktiven Grünzugs", lautete das Juryurteil.
Auf dem zweiten Platz landete die Frankfurter Bewerbergemeinschaft happarchitecture. JJH Architektengesellschaft mbH und HKK Landschaftsarchitektur GmbH. Leitidee des Entwurfs ist ein 'vielseitig nutzbarer Grünzugs als Herz der sozialen Infrastruktur' mit drei prägnanten Bebauungs-Schienen und einem zentralen Park im Westen. Die beiden beruflichen Schulen sind in mehrere Baukörper aufgelöst und kammartig organisiert. Sie begrenzen den 'Bildungscampus' auf seiner nördlichen und südlichen Seite. Auf der Westseite ist ein Platz als starke Eingangsgeste in das Quartier vorgesehen, auf der Ostseite ein Quartiersplatz als Entrée für das zentrale Gebäude mit Mensa und Aula. Als städtebauliches Gelenk zwischen Bildungscampus und östlichem Plangebiet fungiert die Grundschule, die baulich mit dem Mensa-Gebäude verbunden ist. Sie ist als dreigeschossiger Baublock organisiert und nimmt im Innenbereich sämtliche schulbezogenen Freiflächen auf. Im Osten des Wettbewerbsgebietes ist ein sechsgeschossiger Baublock mit Kindertagesstätte platziert, westlich der Bahnlinie zwei drei bzw. achtgeschossige Wohngebäude. "Der städtebauliche Entwurf", so die Jury, "wird als guter, überzeugender Beitrag für den im Westen platzierten Bildungscampus gesehen. Die im Osten angrenzende Bebauung und der Verzicht auf einen durchgehenden Grünzug überzeugen im Gegensatz dazu nicht."
Mit einer Anerkennung würdigte das Preisgericht die Arbeit der Drei Eins Stadt Freiraum Architektur Berghof Baltabol Faller Architektur und Landschaftsarchitektur PartG mbB aus Frankfurt, der insbesondere stadtökologische und freiraumplanerische Qualitäten besitzt. Die Baumassen sind konsequent an den Rändern des Plangebietes angeordnet, sodass ein großzügiger Freiraum im Inneren des Areals entsteht.
Das Preisgericht unter Vorsitz des Frankfurter Stadtplaners Torsten Becker empfahl der Ausloberin einstimmig, das Konzept des ersten Preises der weiteren Realisierung des Bildungscampus und des Grünzugs Unterliederbach zugrunde zu legen.
Lena Pröhl