Thomas Mies, Frank­furt am Main
Anerkennung Preiskategorie Soziale Infrastruktur

Kinder­tages­stätte St. Philipp Neri, Frank­furt am Main

Objekt Königsteiner Straße 58, 65929 Frank­furt am Main
Bauvorhaben Neubau
Typologie Bildungsbau
Architekten

pressel & müller architekten GbR, Frank­furt am Main, https://pressel-mueller.de

Bauherren Stadt Frank­furt am Main, Amt für Bau und Immobilien
Fertigstellung 2021
Aus­zeich­nungen Anerkennung auf dem Gebiet einer resilienten, gemeinwohlorientierten Daseinsvorsorge, Aus­zeich­nung Vor­bild­licher Bauten im Land Hessen 2023, verliehen vom Land Hessen und der Architekten- und Stadt­planer­kammer Hessen
Thomas Mies, Frank­furt am Main

Beurteilung der Jury

Die städtische Kinder­tages­stätte im Innenhof eines gründerzeitlich geprägten Wohnblocks im Frank­furter Westen nutzt auf sehr intelligente Art und Weise die Möglichkeiten des unkonventionellen, polygonalen Baugrundstücks aus. Der Neubau ordnet sich dem städtebaulichen Maßstab des Blocks unter, fügt sich in seine offen und kleinmaßstäblich bebaute Hof- und Gartenlandschaft ein und wertet den gesamten Raum mit seiner hohen ar­chi­tek­to­nischen und baulichen Qualität dauerhaft auf.

Die sternförmige Gebäudefigur bildet ein unregelmäßiges Kreuz, um die größtmögliche Nutzung der Parzelle zu erreichen. Durch die markante plastische Gliederung der Gebäudeflügel ergeben sich für die sechs Gruppen der Kinder­tages­stätte kleine intime Spielhöfe, die unmittelbar von den Gruppen- und Ruheräumen aus zu erreichen sind. Große, in kindge­rech­ter Höhe angeordnete Fenster sorgen für viel Tageslicht und schaf­fen vielfältige Außenraumbezüge. Hervorzuheben ist insbesondere die gelungene räumliche Komposition um ein zentrales, zweistöckiges Foyer herum. Der an das Foyer angrenzende Mehrzweckraum ist so konzipiert, dass außerhalb der Betriebszeiten der Kinder­tages­stätte eine Nutzung durch Vereine und Initiativen aus der Nachbarschaft möglich ist.

Die Außenwände des in Massivbauweise errichteten Gebäudes wurden mit hellen Klinkern verblendet, die mit einem markanten Rautenmuster und einer lebhaften Textur die Geradlinigkeit der Baukörper komplementär ergänzen. Insgesamt überzeugt das Projekt durch präzise Detaillierung und Materialisierung, die außen wie innen konsequent durchgehalten wird und zum Ausdruck bringt, mit wie großer Hingabe sich die Planer der Bau­aufgabe gewidmet haben. Der reduzierte Materialkanon aus Lärchenholz, Sichtputz, Keramik, Bronzeblech und Linoleum nimmt sich zurück und stellt zugleich ein sinnliches Erfahrungsfeld für die Kinder bereit. Die von Seiten der Land­schafts­architektur zu gestaltenden Freiflächen bleiben leider in ihrer Qualität deutlich hinter dem Niveau der Ar­chi­tek­tur zurück.

Bezüglich der nach­haltigen Nutzung von Res­sour­cen verweist das Konzept grundsätzlich schlüssig auf die Langlebigkeit der massiven Konstruktion und die Robustheit der Klinkerfassade. Inwiefern sich dies im Kontext sich wandelnder Nutzungsanforderungen an das Gebäude in seinem speziellen räumlichen Kontext langfristig auszahlen wird, bleibt abzuwarten. Durch das vielseitige Raumkonzept ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für eine langfristige Nutzbarkeit gegeben.

Prof. Dr. Ferdinand Ludwig, Fachgebiet Green Technologies in Landscape Architecture, TU München und Jurymitglied
Thomas Mies, Frank­furt am Main
Thomas Mies, Frank­furt am Main