Seminarbeschreibung
Tag 1: Grundlagen
Bereits mit Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung 2009 (EnEV) wurde die Normenreihe DIN V 18599 auch zur Bilanzierung für Wohngebäude eingeführt. Parallel dazu war jedoch weiterhin auch die Anwendung des bis dahin gängigen Verfahrens nach DIN 4108-6 (Bautechnik) und DIN V 4701-10 (Anlagentechnik) zulässig. Mit Einführung des Gebäudeenergiegesetztes (GEG) im Jahr 2021 ist nun auf nationaler Ebene ein weiterer Schritt zur Umsetzung der EU-Richtlinien, u.a. der Richtlinie 2010/31/E über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden erfolgt. Die DIN V 18599 erfüllt dabei die EU-Anforderungen an die Bilanzierungsmethode. Nach einer Übergangsfrist, in der nach GEG das „alte“ Verfahren bei der Bilanzierung von Wohngebäuden noch verwendet werden durfte, läuft nun zum Ende des Jahres sowohl im öffentlich rechtliche Nachweis nach GEG als auch im Nachweis im Rahmen der Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG) die Wahlmöglichkeit des Bilanzierungsverfahrens endgültig aus. Mit Beginn des Jahres 2024 sind demnach auch Wohngebäude ausschließlich nach dem integrierten Verfahren nach DIN V 18599 zu bilanzieren. Höchste Zeit also, sich mit dem umfangreichen Normenwerk vertraut zu machen!
Für die Bilanzierungsmethode nach DIN V 18599 spricht unter anderem, dass Gebäude insbesondere hinsichtlich der anlagentechnischen Ausstattung, aber auch der verfügbaren Speichermasse und der Luftdichtheit der Gebäudehülle präziser bewertet werden können, und dass eine Vergleichbarkeit zwischen Wohn- und Nichtwohngebäuden besser darzustellen ist.
Das Seminar zeigt, dass die Bilanzierung nach DIN V 18599 für ein Wohngebäude nicht wesentlich aufwändiger ist als nach dem „alten“ Verfahren. Bei heterogenen Anlagenkonfigurationen mit erneuerbaren Energien, auch bei der Bilanzierung von Bestandsgebäuden zeigt die DIN 18599 ihre Stärken auf Grund der detaillierteren Erfassung der Anlagentechnik. Einmal mit der Bilanzierungssystematik der Norm vertraut, ist der Schritt für die Nachweisführenden zur Berechnung kleinerer Nichtwohngebäude dann nicht mehr groß.
Die Teilnehmer*innen erwerben Kompetenzen in den Grundlagen der energetischen Bewertung von Wohngebäuden nach DIN V 18599:
- Bestimmungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), der BEG
- Berechnungsverfahren der DIN V 18599, relevante Normenteile für Wohngebäude
Ablauf der Bilanzierung und Berechnungsalgorithmen
- Nutzungsrandbedingungen zur Bilanzierung
- Benötigte Eingangsgrößen des Gebäudes zur Bilanzierung wie
- Systemgrenzen, Gebäudevolumen und Hüllfläche
- U-Werte, Vereinfachungen im Bestand
- Bodenplattenkennwert B’
- Wärmebrückenzuschlag
- Kenngrößen Anlagentechnik
- Übergabe, Verteilung, Speicherung, Erzeugung
- Leitungslängen
- Verwendung von Standardwerten der Anlagentechnik
Anhand von exemplarischen Bilanzierungen werfen wir einen Blick auf die Auswirkungen der Berechnungsmethode in der Praxis. Beispielhaft werden dazu die Bilanzierungsergebnisse eines Wohngebäudes in den einzelnen Schritten dargestellt. Für das Seminar kommt die Bilanzierungsoftware der Bundesarchitektenkammer „Energieplaner“ zum Einsatz.
Tag 2: Praxisworkshop
Aufbauend auf dem Grundlagenseminar "Energetische Bilanzierung von Wohngebäuden nach DIN V 18599" wird in diesem Praxisworkshop mit Hilfe der Bilanzierungssoftware "Energieplaner" (Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern GmbH) Schritt für Schritt die praktische Anwendung der DIN V 18599 zur Bilanzierung eines Wohngebäudes eingeübt.
Die Teilnehmer*innen erwerben im Praxisworkshop Kompetenzen in
- der systematischen Erfassung und Zusammenstellung der Eingangsdaten des bilanzierten Gebäudes (die Datenerfassung ist fehleranfällig und kann in Folge zu falschen Ergebnissen führen)
- der Kenntnis und Auswahl der passenden normativen Randbedingungen der DIN 18599
- der Kenntnis möglicher und sinnvoller Vereinfachungsangebote des Normenwerkes
- der Anwendung und Einordnung der Ergebnisse bei Anwendung von normativen Standardwerten
Mit Hilfe der Bilanzierungssoftware (BKI-Energieplaner) lassen sich die Auswirkungen von Gebäudeparametern, Randbedingungen und Vereinfachungen direkt überprüfen. Mit den Rechenmodellen lassen sich über Varianten Alternativen z.B. in der Anlagentechnik leicht darstellen und es wird herausgearbeitet, mit welchen Stellschrauben die Energieeffizienz eines Gebäudes optimiert werden kann.
Es ist erforderlich, dass die Workshopteilnehmenden ihr eigenes Notebook mit der bereits installierten Software mitbringen. Gearbeitet wird mit einer Demoversion des Programms „Energieplaner“ in der aktuellen Fassung.
Der Workshop ist auf maximal 25 Teilnehmer*innen ausgelegt.
Geeignet als Sachverständigenfortbildung für staatlich anerkannte Sachverständige für Schall- und Wärmeschutz.
Geeignet als Fortbildung für Energieeffizienz-Experten für Förderprogramme des Bundes WG.
Die Fortbildung wird für die Verlängerung der Eintragung in der Energieeffizienz-Expertenliste mit 16 Unterrichtseinheiten (Wohngebäude), 16 Unterrichtseinheiten (Nichtwohngebäude) und 16 Unterrichtseinheiten (Energieaudit DIN 16247 (BAFA)) angerechnet.